Dienstag, 23. Juli 2013

Projekt Bye Bye - Woche 2 - meine Sicht auf die Dinge

In der vergangenen Woche habe ich hier ja meine neues Projekt vorgestellt (Klick) und habe darauf auch einige interessante Aussagen bekommen. Die meisten können meine Gründe sehr gut nachvollziehen, auch, wenn sie es wohl selbst nicht machen würden. Andere können meine Sicht  nicht so gut nachvollziehen und verstehen nicht, warum ich Sachen, die noch gut aussehen und funktionieren würden, aus meinem Haushalt entsorge. Dazu möchte ich sagen, dass Bye bye nicht bedeutet, dass ich das jeweilige Ding einfach wegwerfe, stattdessen versuche ich es, wenn es sinnvoll erscheint, woanders "unterzubringen". So wie in der vergangenen Woche die Thermoskanne bei meinen Eltern landete und das Kajal-Zeug bei meiner Schwester. 

Ich habe meine ersten Lebensjahre in der DDR verbracht. Meine Bezugspersonen dort waren geprägt von der Einstellung, dass man am besten alles aufhebt und ansammelt, denn man weiß nie, wann man es einmal braucht. In der damaligen Planwirtschaft dieses Staates war dies ja auch eine ganz vernünftige Einstellung. Allerdings haben sich seit dieser Zeit die Umstände verändert, sehr verändert. Man könnte jetzt zu jeder Zeit alle Konsumgelüste ausleben. Und wenn es das im eigenen Land nicht gibt, dann lässt man es eben einfliegen. Vielleicht sogar aus Japan. Was mich persönlich daran stört, ist nicht die Verfügbarkeit, es ist das Haben.

Ich bin mit dem Konzept des Besitzens aufgewachsen und es war zu der Zeit, wie schon gesagt, auch richtig. Aber auch heute, über 20 Jahre nach dem Ende der DDR, ist die Lieblingsaussage meiner Eltern zu diesem Thema immer noch "Behalt das mal, man weiß nie, wann man das nochmal braucht". Aber miete ich mir jetzt schon eine Wohnung mit 200 qm in der Annahme, dass in ferner Zukunft vielleicht mal 100 Leute zu meinem 50. Geburtstag zu mir nach Hause kommen? Und hier vielleicht noch übernachten wollen? Genauso kaufe ich mir auch keine Bohrmaschine. Ich benötige im Jahr vielleicht 5 Löcher in der Wand, wozu muss ich dann eine eigene Bohrmaschine besitzen, die in meiner kleinen Wohnung auch noch Platz wegnimmt. In meinen Augen ist es daher sinnvoller, sich bei Bedarf entsprechendes auszuleihen oder gemeinsam anzuschaffen und in der Nutzung zu teilen.

Mein Konzept ist daher auch wohl eher "benutzen, statt besitzen". Ich habe weder die Lust, noch das Geld, noch den Platz all das zu besitzen, was ich vielleicht ein oder zwei Mal brauche, denn wenn, dann würde ich schon eine gute Bohrmaschine (mein Paradebeispiel hier heute ^^) vorziehen. Keine supergünstige, die nach zwei Löchern in meinen Wänden auseinanderfliegt oder nicht mehr zu gebrauchen ist. Ich möchte stattdessen eher Ressourcen und Geld sparen. Und seien wir doch mal ehrlich, ich könnte eine Bohrmaschine niemals in ihrer vollen Leistung ausnutzen. Eine effiziente Nutzung kann dagegen enstehen, wenn viele sich ein Produkt teilen. 

Ich komme gerade einwenig vom Thema ab. Es geht ums Aussortieren. Wie Ihr diese Woche wieder sehen könnt, habe ich Dinge gewählt, die durchaus noch gut aussehen. Aber sie stehen bei mir herum. Nehmen Platz weg und erzeugen bei mir nach und nach ein eingeengtes Gefühl. Ich brauche sie nicht mehr und möchte sie auch nicht mehr um mich haben. Andere Menschen brauchen vielleicht gerade das, was ich nicht mehr möchte. Deswegen bringe ich einiges in den Umsonstladen bei uns oder verschenke es an Bekannte und Verwandte. Die Packung mit den Zahnstochern habe ich übrigens mal ein einem Spaßpaket zum Geburtstag bekommen - vor gut zehn Jahren. Und sie lag bis heute immernoch ungeöffnet in der Schublade. Ich habe sie nie gebraucht und werde sie auch niemals brauchen, warum sollte ich sie weiter in der Schublade liegen haben? So ist es mit allen Dingen, die beim Projekt Bye Bye meine Wohnung verlassen werden. 

Ich hoffe, ich konnte Euch einen Einblick in meine Sichtweise geben und Ihr versteht, warum ich gerade die Dinge auswähle, die ich auswähle. Für mich ist das unnützer Besitz, unnützes Eigentum und wird nach und nach zu einer Belastung, da es mir wichtigen Raum nimmt.



schönen Gruß =)

Donnerstag, 18. Juli 2013

Rostock in Bildern - pt. 2

Irgendwie beneiden mich ja oft Menschen um meinen Wohnort so direkt an der Küste. Für mich ist es dagegen ganz normal an der Küste zu wohnen. Die Schreie der Möwen, der salzige Geruch in der Luft und der regelmäßige Wind gehören wie ganz selbstverständlich dazu (wobei der Wind auch ganz schön nervtötend sein kann manchmal). Und da die Fotografie für mich schon längere Zeit ein wichtiger Teil meines Lebens ist, habe ich beschlossen für diejenigen, die gern an der Küste wären, ein paar Bilder zu machen. Die passenden Geräuchkulissen lassen sich dazu primar auf Youtube finden. Sogar teilweise in einer Mehrstundenversion. 

Ich habe mich bei den Bildern dieses Mal auf die letzen Stunden des Tages konzentriert und Sonnenuntergänge oder kurz nach diesen fotografiert. Das Wasser ist nicht direkt die Ostsee, aber die Warnow (Und wehe einer spricht jetzt das letzte 'w' mit. Der Name kommt aus dem Slawischen und bedeutet soviel wie 'Krähenfluss' - was ja bei mir ganz gut passt ;) ) Eigentlich handelt es sich hierbei schon um den als 'Unterwarnow' bezeichneten Teil, der, wenn man es ganz genau nimmt, schon eine Bucht der Ostsee ist. Hier schließt sich dann also der Kreis und wenn man es ganz genau um drei Ecken nimmt, sehr Ihr auf den Fotos zwar Warnowwasser, aber auch gleichzeitig Ostseewasser. Ein paar schöne Ostseebilder aus Warnemünde werden übrigens bald folgen. Sie warten schon auf meinem Rechner.


Sonnenuntergang in Rostock 08

Sonnenuntergang in Rostock 07

Sonnenuntergang in Rostock 06

Sonnenuntergang in Rostock 05

Sonnenuntergang in Rostock 04

Sonnenuntergang in Rostock 03

Sonnenuntergang in Rostock 02


Sonnenuntergang in Rostock 01

schöne Grüße =)

Montag, 15. Juli 2013

Jeden Tag eine Sache weniger - Projekt Bye Bye

Vor einer Weile, als ich "Das große Los: Wie ich bei Günter Jauch eine halbe Million gewann und einfach losfuhr" von Meike Winnemuth gelesen habe, kam ich mit einem anderen Projekt der Autorin in Berührung: Sie hat ein ganzes Jahr lang, jeden Tag eine Sache aus ihrem Leben, ihrer Wohnung aussortiert und diesen dann verschenkt, entsorgt oder sonstwas. Aber sie hat sie aus ihrem Leben entfernt. Da ich auch ständig das Gefühl habe, meine Wohnung könnte eindeutig weniger Zeug gebrauchen und irgendwie das große Talent habe, freie Flächen gleich wieder zuzustellen (Nur mal kurz abstellen, jaja, ich räum es ja gleich wieder weg ^^). Sie schreibt dazu:

Jeder Mensch in Westeuropa besitzt im Schnitt 10.000 Gegenstände, so wird geschätzt. Da sollte es kein Problem sein, sich von einigen davon zu trennen. Dieses Jahr verlässt jeden Tag ein Ding mein Leben, es wird verschenkt, verscherbelt oder weggeschmissen.

Ich fand diese Idee also von Anfang an interessant und richtig spannend und dachte mir sofort "He, das kann ich auch!" Nach ein bisschen rumgesurfe (besonders mit dem Suchwort "declutter") habe ich erfahren, dass es kein unique-Projekt von ihr ist, sondern, dass es einige gibt, die ebenfalls so vorgehen. Mir persönlich haben es dabei zwei Seiten angetan (Klick 1 & Klick 2), auf denen ich auch sehr viele Informationen und Inspirationen erhalten habe. Es geht mir nicht darum zum absoluten Minimalisten zu werden, aber wenn man mal ehrlich mit sich selbst ist, gibt es viel, dass man mal reparieren, austauschen, hervorkramen ... müsste und an viele Sachen in den Schubladen, Schränken, im Keller oder Kleiderschrank erinnert man sich nicht mal wirklich mehr. Ich war wirklich überrascht, was sich alles so in meinen Schubladen tummelte und mir fiel es gar nicht schwer sofort ein paar Kandidaten auszuwählen.

Ich werde diese Kandidaten nun jede Woche hier mit einer kleinen Beschreibung und einer Collage präsentieren. Sicherlich ist es auch immer interessant zu erfahren, warum gerade sie zum Kandidaten geworden sind.


Diese Woche sind es Gegenstände allein aus der Küche. Sie lagen mir schon längere Zeit im Weg und waren einfach nur noch da, gebraucht habe ich sie nicht mehr wirklich. Sie waren für sich selbst noch gut, wiesen aber hier und dort kleine Beschädigungen auf, so dass ich sie auch nicht mehr in den Umsonstladen bringen konnte. Den Eierbecher hatte ich mir mal vor eeeewigen Zeiten ersteigert, aber er hat bei mir nie ein Ei gesehen. Bei dem Messer war die Schneiden im Griff lose, so dass es wackelte. Und das Salatbesteck aus Plaste war eher so ein Verlegenheitskauf. Ich bin kein großer Freund von Plaste (dazu verfolge ich auch immer sehr gespannt den Blog der lieben Zombiekatze) und fühle mich nie ganz wohl, wenn mein Essbesteck aus Plaste ist. Zumal Plaste auch ein ziemliche Problem für die Umwelt darstellt und viele Tiere daran verenden. So nach und nach werde ich in meinem Konsum bewusster und versuche auf solche Produkte zu verzichten. Und ganz ehrlich, so oft wie ich im Jahr selbstgemachten Salat essen ... da kann ich auch ganz normal zwei Gabeln verwenden und das Geld in neues Häkelgarn investieren.

schönen Gruß =)

Samstag, 13. Juli 2013

Die Suche nach der richtigen Ernährung



Ich habe das mit 80/10/10 wohl etwas unterschätzt. Es ist gar nicht so einfach, da ein ausgewogenes Verhältnis zu erhalten. Ich esse zwar recht gerne Obst, Gemüse, Nüsse etc. Aber eine komplette Ernährung darauf aufzubauen ist gar nicht so einfach. Ich habe mindesten einmal am Tag einen ausgewachsenen Drang auf richtig gekochtes Essen, Kartoffeln oder wenigstens kräftig Brot. Mein Körper scheint mit dem gutgemeinten Obst und Gemüse nicht so ganz klarzukommen, was ich auch an anderen Faktoren merke. Ich bin mir momentan etwas unsicher, ob ich das Experiment weitermache und hoffe, dass mein Körper sich daran gewöhnt, oder ob ich dem Drang nach Kohlehydraten und gekochten Kartoffeln nachgeben. Ich muss gestehen, ich liebe gekochte Kartoffeln. In Kartoffelbreit z. B. könnte ich mich jedes Mal reinlegen. Da ich kein großer Frühstücker bin, beginne ich momentan meinen Tag mit zehn Nüssen verschiedenster Art. Danach liegt die Waage schon immer gefährlich auf der Fett-Seite, so dass ich eigentlich im Laufe des Tages kaum noch weiteres Fett brauche. Was sich aber bei dem heutigen Angebot oft gar nicht vermeiden lässt. Hat mal einer von Euch sich die Mühe gemacht und notiert, wie viel Fett er am Tag zu sich nimmt? Manchmal richtig erschreckend. (Gerade auch, wenn man schön gegrillt hat  ^^) Das war ja auch mit ein Grund, warum ich das mit 80/10/10 ausprobieren wollte.



Was aber sehr lecker war oder ist, sind die Nashi-Birnen. Ich persönlich könnte mich in die ja reinlegen, wenn sie nicht so saftig wären. Falls die einer nicht kennen sollte, Nashi Birnen (was eigentlich ein Dopplung ist, denn ‚Nashi‘ heißt im Japanischen so viel wie ‚Birne‘) liegen irgendwo zwischen Apfel und Birne. Offiziell ist es zwar eine Birne, aber nicht so, wie wir sie hier in Deutschland kennen.



Was für mich aber sehr schwer ist, ist der Bereich des Süßkrams. Ich gebe es ja zu, ich liebe alles Süße. Besonders Lakritz und Karamell. Da könnte man mich manchmal auch als Junkie bezeichnen. Ich habe vor einer Weile damit begonnen, ein wenig  herumzuexperimentieren und zum Beispiel Fruchtsaft aufzukochen, mit Speisestärke zu verdicken und dann in Förmchen abkühlen zu lassen. Noch ist es natürlich nicht „serienreif“, aber es hat schon was von Fruchtgummi. Und es hat den Vorteil, dass ich genau weiß und selbst festlegen kann, was darin enthalten ist. Die Tage werde ich noch ein veganes Gummibärchenrezept ausprobieren und Euch dann davon auch ein paar Bilder zeigen. Ich würde ja gerne meinen Konsum von Süßkram reduzieren oder sogar ganz einstellen (man wird doch wohl nochmal träumen dürfen ;) ), aber von einem Junkie zu einem Abstinenzler ist es ein riesen Weg und viele läuft mittlerweile auch einfach unbewusst ab. Habt Ihr mal bewusst darauf geachtet, wie viel Zucker, Glukose-Sirup etc. in dem ist, was Ihr esst? Das ist manchmal wirklich Wahnsinn.

Schönen Gruß =)

Mittwoch, 12. Juni 2013

Ernährung, Bedürfnisse und Wirtschaft

Der Blogpost heute dreht sich um das Thema Ernährung. Dazu gibt es ja unzählige Sichtweisen und sogenannte Expertenmeinungen und Richtlinien und und und. Ich bin im Internet über die Ernährungsweise 80/10/10 gestolpert. Ansichten darüber, was denn nun DIE perfekte Ernährungsweise für uns Menschen ist gibt es ja mittlerweile wie Sand am Meer. Oftmals sind sie auch total gegensätzlich. 80/10/10 steht im Gegensatz zu Low Carb, die ja bekanntlich in den Kohlehydraten den Grund allen Übels sehen, und setzt den Schwerpunkt auf eben diese Kohlehydrate. Von denen soll man 80% der täglichen Gesamtkalorien aufnehmen und, es ist sicher leicht zu erraten, 10% von jeweils Eiweiß (Protein) und Fett. Da das Ganze auf Vegan Raw basiert, ist das so gesehen eigentlich nicht schwierig, denn die Grundlage bilden Früchte. Ich will meine Ernährung nun nicht auf 80/10/10 umstellen, aber ich finde einige Ansätze recht interessant. Wie viel unverarbeitetes Obst und Gemüse essen wir denn heute noch? Obwohl von der DGE fünf solcher Portionen am Tag empfohlen werde, kenne ich einige, die schaffen davon gerade so die Hälfte. Da ich mich davon leider nicht ausnehmen kann, dachte ich mir, ich übernehme das Grundprinzip mit Obst und Gemüse für eine Weile und schau dann mal wie es mir geht. Dabei finde ich es erstaunlich, wie viel Obst und Gemüse man essen kann, darf, muss um auf sein kalorisches Tagespensum zu kommen. Allerdings komme ich auch so dazu, mal wieder meinen Standmixer aus dem Schrank zu holen und mir Smoothies zu machen. So lässt sich ein Haufen an Obst einfach mal so in zwei Gläsern wegtrinken.

 Ich finde es weiter interessant, dass sich die Wirtschaft immer mehr auf Veganer einstellt. Vor einigen Jahren hätten die einen noch für verrückt erklärt, wenn man sie darauf angesprochen hätte. Aber jetzt finde ich auf immer mehr Produkten entweder die vegane Blume oder einen Aufdruck, dass es für Veganer geeignet ist. Manchmal sogar nicht nur versteckt auf der Rückseite, sondern wie bei den von mir gerade erst entdeckten Omega-3 Leinöl 1000 Kapseln mitten auf dem Produkt. Vor einer Weile habe ich sogar auf einer Wasserflasche die vegane Blume gefunden. Ich glaube, das war auf dem hauseigenen Wasser des Netto Markendiscount. Vielleicht kann mir mal jemand erklären, was an Wasser sonst nicht vegan sein könnte? Bei Saft ist es mir klar, da geht es um Gelatine als Trägerstoff oder zur Klärung, aber bei normalem Wasser?

Obwohl Wasser ja auch nicht immer so ein bedenkenloses Lebensmittel ist. Nach einer Richtlinie dürfen dort bis zu 100 Keimkolonien pro Milliliter vorhanden sein. In einer Untersuchung der Sendung „Markt“ (klick mich auch)gibt es in den Hausmarken von Aldi und Lidl keine Keime, aber in Volvic 57 Keime/ml und in Vittel über 10.000 Keime/ml … und laut der Mineral- und Tafelwasserverordnung ist das sogar noch legal. Vittel verstößt gegen keine Richtlinie damit. Ich finde das ganz schön frech, obwohl so ein hoher Befund vorliegt einfach zu sagen, dass sie keinen Handlungsbedarf sehen. Aber ganz ehrlich, was will man von Nestlé auch anderes erwarten? Bei einem Konzern, bei dem es offenbar nur ums Geld und weniger um die Menschen geht. Es ist sicherlich schwer bei allen Nahrungs- bzw. Lebensmitteln auf Ethik und korrekten Inhalt zu achten, aber ich persönlich finde, man sollte es auch nicht ganz sein lassen. Wir greifen einfach zu viel einfach so ins Supermarktregal ohne zu hinterfragen.

Samstag, 11. Mai 2013

Urlaub und ein paar Museen

Eine ganze Woche bin nun schon wieder aus dem Urlaub zurück und schaffe es doch jetzt erst, darüber zu schreiben. Ich war eine Woche im Erzgebirge. Mein Großvater stammt aus dem Vorland des Erzgebirges und obwohl ich mit ihm aus familiären Gründen sehr wenig zu tun hatte, habe ich irgendwie das Gefühl, mich so auch ihm etwas näher zu fühlen. Ich weiß nicht warum, aber es ist mir irgendwie wichtig. Mag vielleicht auch daran liegen, dass ich nie die Chance hatte ihn wirklich kennenzulernen. Habe ihn vielleicht zwei oder drei Mal gesehen und da war ich 13 oder 14.

Nach diesem langen Winter und dem vielen Schnee kann ich mich immer noch nicht genug an grünen Bäumen und bunten Blumen sattsehen. Im Erzgebirge gibt es viele Bäume, viele Wälder und viele Möglichkeiten darin herumzuspazieren.

Erzgebirge

Besonders schön, gerade für mich von der Küste, ist dann auch der Blick von den Hügeln hinaus in die Ferne. Das ganze wäre wohl kein "artgerechter Lebensraum" für längere Zeit für mich, zu sehr reagiert mein Magen auf die ständigen Kurven in der Straßenführung. Da ich schon ein Jahr in Ba-Wü gelebt habe weiß ich, dass mir der kurze Horizont mit den Bergen und dieses ständige auf und ab auf den Wegen nicht gerade zusagt. Ich brauche auf Dauer den Geruch nach salzigem Wasser, eine steife Brise im Gesicht, einen langen Horizont, gern auch mit riesigen Rapsfeldern, und Möwengeschrei. Auch nicht zu vergessen die regelmäßigen Herbststürme. Allerdings ist der Kontrast der Gebirge, weil es eben so gegensätzlich ist, jedes Mal recht angenehm.

Weitblick

Ich bin erfreut, dass es auch im Erzgebirge gute Bioläden gibt. Wenn man bedenkt, dass das Bergvolk doch offenbar eher konservativ zum Thema Lebensmittel eingestellt ist (jedenfalls so, wie ich es bisher kennengelernt habe),so bin ich von den angeboten Produkten doch sehr überrascht. Es gibt kaum einen Unterschied zu unseren Läden hier. Das Sortiment ist an einigen Stellen sogar breiter und tiefer als bei uns. Überrascht war ich vom guten Angebot an dekorativer Sante-Kosmetik und habe mich endlich an Lovechock aus einer kleinen Manufaktur in der Nähe von Amsterdam herangewagt. Bei uns bin ich bei jedem Besuch im Bioladen um den Riegel herumgeschlichen, aber der Preis (2,99 €) hat mich abgehalten. Ich konnte mir auch nie so ganz vorstellen, dass Rohkostschokolade wirklich schmeckt. Aber im Urlaub habe ich nun doch zugeschlagen.

Lovechock

Ich weiß nicht so recht was ich davon halten soll. Ich kann nicht sagen, dass es nicht geschmeckt hat. Aber ich kann auch nicht sagen, dass es mir supertoll geschmeckt hat. Es war irgendwo dazwischen. Vielleicht lag es aber auch daran, dass es nur Goji-Beere/Orange gab oder, dass dunkle Schokolade nie so ganz mein Geschmack war/ist. Den Riegel, mit einem Gewicht von 40g und in vier gleich große Stücke unterteilt, gibt es allerdings insgesamt in fünf verschiedenen Geschmacksrichtungen, vielleicht würde meine Zunge eine der anderen eher mögen?!? Die Bohnen des Edelkakaos für diesen Riegel werden nicht geröstet, sondern kaltgemahlen und sollen somit eine ganze Portion Flavonoide und gesunde Nährstoffe enthalten. Das ganze Produkt wird in allen Arbeitsstufen nicht über 49° C erhitzt. Bereits bei den Maya war der Rohkakao schon als Quelle für magische Lebens- und Liebeskraft bekannt und was so alt ist, kann ja nicht gänzlich unnütz sein, oder? Und gesüßt wird diese Rohkostschokolade nicht mit normalen Zucker, sondern mit Gula Java (getrocknete Kokosblütennektra), so dass der Blutzuckerspiegel nicht so in die Höhe schnellt wie bei normaler Schokolade. Außerdem ist der Riegel gluten- und laktosefrei, komplett bio und vegan.

Im Urlaub habe ich aber nicht nur Bioläden durchstöbert, sondern auch das eine und andere unternommen. Unter anderem die Museumsnacht in Leipzig besucht. Da wir leider nicht in der Lage waren 76 Museen, Sammlungen und Galerien in 5 ½ Stunden zu besuchen, haben wir uns bereits vorher in einer intensiven Planung einen genauen Plan gemacht. Wann wir was besuchen, mit welcher Straßenbahn wir danach wohin fahren … es stand alles fest. Nur hatte ich nicht mit der seltsamen Planung der Museen selbst gerechnet. Unser Startpunkt war das Naturkundemuseum, wo wir einen Vortrag über durch den Menschen ausgerottete Tiere gehört und einem Präparator bei der Arbeit an einem Eichelhäher zugesehen haben. Die Sammlungen konnte man aber nur all 45min in Gruppen zu je 20 Leuten besichtigen. Mit Anmeldung.

Spinne im Anmarsch

Versteinerte Baumstümpfe

Vor dem Museum liegen fossile, urzeitliche Sumpfzypressen. Sie wurden aus dem Braunkohletagebau bei Leipzig geborgen, sind ungefähr 30 Millionen Jahre alt und mehrere Tonnen schwer.

Da wir noch vier andere Stationen auf dem Plan hatten, fuhren wir gleich zum Kriminalmuseum des Mittelalters am Hauptbahnhof. Hier erlebten wir aber die nächste Enttäuschung. An einem Abend, der runde 65.000 Besucher für alle Veranstalter anlockt, hat dieses Museum sich ein Konzept ausgesucht, dass ich für sehr fragwürdig halte. Die 120 Ausstellungsstücke durfte man nur in einer Führung besichtigen. Und das in Gruppen zu maximal 20 Besuchern und mit einer Dauer von 90 Minuten. Als wir ankamen, standen schon ungefähr 150 Leute an. Wenn man das auf das Konzept für diesen Abend runterrechnet, dann hätten wir etwas mehr als 10 Stunden warten müssen. So lange Führungen und solche Einschränkungen bei solch einem Event empfinde ich als rechtes Fehlkonzept, da es einfach zu Frustrationen und Enttäuschungen führt. Das Kriminalmuseum wäre etwas gewesen, was ich wirklich gerne angesehen hätte, aber unter diesen Umständen wurde mir jeder Zugang sozusagen verwehrt und das hinterlässt einen faden Nachgeschmack. Zum Glück war das Ägyptische Museum dafür umso interessanter.

Ägypten

Zum Glück wurden nicht nur viele Scherben von irgendwas ausgestellt, sondern auch viele Figuren, Gefäße, Sargteile und anderes. So konnte ich meine Ansicht von Ägypten mal etwas ändern, denn bisher war Archäologie für mich immer etwas Seltsames. Ich hatte nie verstanden, wie man so fasziniert von Scherben und Krümeln sein kann. Allerdings fand ich vieles in diesem Museum sehr ausführlich und erklärend, so dass ich nun doch etwas nachvollziehen kann, wie man sich stundenlang mit kleinen Sieben und Pinseln durch Wüsten arbeiten kann.

Ägyptisches Museum Leipzig

Das interessanteste Museum an diesem Abend war für mich aber das Deutsche Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek. Dort werden lückenlos alle deutschen und deutschsprachigen Publikationen seit 1913 dauerhaft archiviert, bibliografisch verzeichnet und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Und dazu bekommen sie vom Staatsminister für Kultur jährlich rund 45 Millionen Euro. Ende 2012 belief sich der Gesamtbestand dabei auf rund 28 Millionen Werke.

Übersicht über verschiedene Schrifttypen

Sehr interessant fand ich auch die Schaukästen mit den Erklärungen wie, wann und warum verschiedene Schriftarten entstanden.

Geheimes Zugangsbuch

Manche Sachen sahen sehr unscheinbar aus – hatten es aber in sich. Wie hier ein geheimes Zugangsbuch. Dabei handelt es sich um ein Sonderzugangsbuch der Deutschen Bücherei, welches von 1948 bis 1958 geführt wurde. Es enthält eine Liste von Werken aus der sogenannten „Westzone“, die als antisowjetisch galten und somit für die Benutzung nicht zugänglich waren.

In vielen Schaukästen gab es in diesem Museum unzählige Bücher, welche chronologisch geordnet waren. Ich glaube, ich hätte dort ganze Tage verbringen können, wenn ich alles hätte lesen und anschauen wollen. Besonders gefallen mir auch immer wieder die alten Bücher, die noch schon dekoriert und angeordnet sind.

the tale of the emporer coustans and of over sea

Das Original dieses Buches war eine altfranzösische Ausgabe, die 1894 ins Deutsche übersetzt wurde. Von diesem Buch wurden 505 Exemplare auf Papier und 20 auf Pergament gefertigt mit Bordüren und Initialen im Holzstich. In solchen Büchern könnte ich mich verlieren, in ihrer Schönheit, der Gestaltung, der Ausarbeitung, dem Druck …

Neben den vielen Büchern gab es auch einen Raum mit Plakaten. Diese waren ebenfalls chronologisch geordnet bis hin zu Plakaten über die Neuen Medien, die sehr interessant im alten Stil designt wurden. Mir war vorher nie wirklich bewusst, welchen Einfluss Plakate doch auf uns haben. Täglich sieht man sie überall, irgendwie ist scheinbar alles damit zugepflastert. Eigentlich sah ich sie oft eher als störend denn als angenehm an. Doch wahrscheinlich habe ich in der Flut der Plakate bisher einfach nur die falschen, eben die nervigen, beachtet.

Plakatwand

Eigentlich wollten wir noch in den Botanischen Garten, aber das haben wir zeitlich überhaupt nicht mehr geschafft. Vielleicht besuchen wir ihn beim nächsten Besuch in Leipzig. Dann wird es ganz viele bunte Fotos davon geben.

Donnerstag, 25. April 2013

Buchtipp: Matthias Politycki – Jenseitsnovelle

Ab und an lese ich Bücher, die mich komplett gefangen nehmen, deren Ende ich fürchte, da ich dann die liebgewonnenen Charaktere loslassen muss. Ein solches Buch ist auch die 'Jenseitsnovelle' von Matthias Politycki. Ein kleines, schmales Büchlein, das sich sicher auch für ungeübte Leser an einem Abend durchlesen lässt. Die gelesenen Worte lassen sich aber nicht so schnell weglegen ...

Wenn nur der Geruch nicht gewesen wäre. Als ob die Blumenstengel zu faulen begonnen hatten und nun ein seltsames Nebenaroma abgaben. Die Jenseitsnovelle zieht den Leser gleich mit einer raffinierten Einführung in den Bann. Der alterne Professor für Sinologie Hinrich Schepp betritt am späten Morgen das Wohnzimmer und schon der erste Satz verrät, dass etwas passiert ist. Während er sich noch von der Schönheit seiner scheinbar schlafenden Frau Doro hinreißen lässt, schwebt der süßliche Geruch des Todes durch die Luft. Matthias Politycki kostet diesen erzählerischen Kunstgriff über mehrere Seiten aus. Schepp schwelgt in der vollkommenen Schönheit, bis er das Unfassbare erkennt und einfach beschließt, dass es nicht wahr ist. Fassungslos beginnt er über die Liebe zu seiner Frau von ihrem Anbeginn nachzudenken und umreißt die Stationen ihres gemeinsamen Lebens in wenigen Worten. Stationen, aus denen sich heraus ganz leise eine private Tragöde entsponn. Sie hatte ihren direkten Beginn, als Schepp sich, nach mehr als zwei wunderbaren stillen Jahrzehnten an der Seite seiner Frau, die Augen lasern ließ. Welch ein Schrecken, die Welt mit einem Mal so voller Details und Schärfe zu sehen. Aber in dieser neuen Klarheit kann Schepp endlich ein Eigenleben führen. Er kann alles klar und detailiert sehen – auch die Frauen. Stilvoll und raffiniert erzählt Matthias Politycki von den Abgründen einer in die Jahre gekommenen Ehe. Der Autor lässt die Erzählstränge, teilweise als Gegenströmung, mit ihren zeitlichen Rücksprüngen meisterhaft ineinandergleiten. Der Text ist äußerst stringent erzählt, und am Ende läuft alles auf den Moment zu, mit dem die Geschichte beginnt. Dabei werden auch einige unvorhersehbare Haken geschlagen.

Eine mitreißende Liebesgeschichte – und der schlimmster Albtraum zugleich. Die „Jenseitsnovelle“ greift eines der zentralsten Themen auf: Die Endgültigkeit des Todes, der kein Revidieren mehr zulässt. Was gesagt ist, ist gesagt, und bleibt im Raum stehen. Was nicht geklärt wurde, bleibt ungeklärt, lässt sich nicht mehr aus der Welt schaffen. In der Novelle schildert Politycki die Tragödie um die Sprachlosigkeit einer Liebe mit einer umfassenden Portion an Sarkasmus und Ironie, ohne dabei jedoch auf die nötige Tiefgründigkeit und Sensibilität zu verzichten.
In den eleganten, manchmal durchaus verspielten Sätzen schwingt eine Portion Melancholie mit. In dem Buch wird das Thema mit dem notwendigen Respekt aufgegriffen, es wirkt dabei aber keineswegs todernst. Im Gegenteil: Mit subtilen Humor verleiht der Autor Schepp eine fast schon beängstigend brillante Schärfe in dessen Hilflosigkeit, die sich nirgends mehr entladen kann. Gleiches für die tote Ehefrau: Während sich die Leichenflecke auf ihrem Körper ausbreiten, während sich eine Fliege vom süßlichen Geruch angezogen fühlt, hallt Doros Stimme in Form der Korrekturen mächtig durch das Wohnzimmer.

Matthias Politycki, 1955 in Karlsruhe geboren, hat Romane, Erzählungen, Gedichte, Essays sowie Hörbücher publiziert und gilt als Weltreisender unter den deutschen Autoren. Bekannt wurde er vor allem durch seinen „Weiberroman“ und die Kreuzfahrtsatire „In 180 Tagen um die Welt“. Die 2009 bei Hoffmann und Campe erschienene "Jenseitsnovelle" erzählt auf 128 Seiten ohne Umschweife und kommt schnell auf den Punkt. Der Text verfügt über ein gut entwickeltes Personal. Alle Charaktere sind plastisch und lebendig. Zum Ende wird fassbar, dass die Liebe, wie sie in Schepps Kopf existierte, nicht mehr haltbar ist. Alles stürzt in sich zusammen. Es kommt zu Enthüllungen schlimmster Art, die dann doch vielleicht ganz anders sind? 

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