In den vergangenen Tagen hatte ich eine kleine Diskussion
über vegetarische bzw. vegane "Ersatz"produkte. Ich hatte mir zu einer Portion Nudeln die Bauernknacker von Wheaty
zubereitet und mein Gesprächspartner meinte, dass dieses Produkt eigentlich zumindest „Weizeneiweiss
in Bauernknackerform“ heißen sollte. Dies und die Frage, warum veg. Produkte denn so nach Fleisch aussehen, bekomme ich irgendwie immer wieder zu hören. Gefragt wurde ich auch schon, warum ich das, was ich nicht essen will, durch "Fleischersatz" ausgleiche. Dann könnte ich doch schließlich gleich wieder alles essen. Ganz so ist das allerdings nicht.
Ich möchte kein tierisches Fleisch essen und so gibt es - aus meiner Sicht - dann nichts zu ersetzen. Für mich sind es eigenständige Produkte. Zumal das Wort „Fleischersatz“ offenbar eine Schöpfung der
Omnivoren, also der Alles-Esser, ist. Kein Vegetarier/Veganer denkt sich: „ich muss jetzt noch das und das und
Fleischersatz kaufen“. Die Ersatz- oder Imitatprodukte sind aber keine plötzlichen Produkte der Neuzeit. Es handelt sich dabei um Lebensmittel, die geschmacklich, haptisch oder vom Proteingehalt her Fleisch ähneln ohne dabei aus Fleisch hergestellt zu sein. Im
Buddhismus hat die Imitation von Fleischprodukten
sogar eine 1.500-jährige Tradition. Sie geht dabei auf ein Dekret des Kaisers Wu von 517 zurück, der darin seine Ablehnung der Verwendung von lebenden Tieren bei den Opferriten in den konfuzianischen Ahnentempeln festlegte. Als Ersatz wich man zuerst auf tote Tiere, dann auf Imitate aus
pflanzlichen Materialien aus. 522 ordnete der Kaiser durch ein Dekret die Einführung des
Vegetarismus für die buddhistischen Mönche und Nonnen in seinem Reich an.
Auch auf Grundlage dieses Dokumentes wurden die Fleischimitationen in den
nachfolgenden Jahren und Jahrhunderten immer weiter verfeinert. Heute noch lässt sich in den Bodhisattva Gelübten der buddhistischen Mönche nachlesen, dass der Genuss von Fleisch den angeborenen Samen des großen Mitgefühls zerstört.
In der westlichen Welt lässt sich das 1745 gedruckte
Traktat von Jacopo Bartolome Beccari als erste Abhandlung über Weizeneiweiß
nennen. Der Mediziner suchte eine
Möglichkeit die Hungersnöte einzudämmen. 1929 wurde in den USA das erste „Fleischersatzprodukt“ auf Basis
von Weizeneiweiß (Seitan) produziert. Die ersten bewussten Seitanprodukte in Europa produzierte
1977 der belgische Metzger Jos van de Ponseele, der selbst kein Fleisch mehr aß
und seine große Metzgerei bald darauf veräußerte.
Dabei ist Weizeneiweiss nicht die einzige Möglichkeit. Das Spektrum der Ersatz- oder Imitatprodukte ist groß und reicht von festfleischigen Pilzen und Gemüse über Pflanzenprodukten bis hin zu industriell hergestellten Imitaten. Allein im Eintrag von Wikipedia finden sich dort 25 Varianten, deren Verwendung verschiedene Gründe hat(te). So ist zum Beispiel Tempeh ein traditionelles indonesisches Produkt aus Sojabohnen. Quorn wird aus fermentierten Myzel des Schlauchpilzes hergestellt und ist bereits seit den 1980er Jahren in Großbritannien auf dem Markt. Die Süßlupine wird seit 1997 angebaut und genutzt und die Herstellung von Tofu geht auf das 2. Jh. vor Chr. in China zurück.
Dabei ist Weizeneiweiss nicht die einzige Möglichkeit. Das Spektrum der Ersatz- oder Imitatprodukte ist groß und reicht von festfleischigen Pilzen und Gemüse über Pflanzenprodukten bis hin zu industriell hergestellten Imitaten. Allein im Eintrag von Wikipedia finden sich dort 25 Varianten, deren Verwendung verschiedene Gründe hat(te). So ist zum Beispiel Tempeh ein traditionelles indonesisches Produkt aus Sojabohnen. Quorn wird aus fermentierten Myzel des Schlauchpilzes hergestellt und ist bereits seit den 1980er Jahren in Großbritannien auf dem Markt. Die Süßlupine wird seit 1997 angebaut und genutzt und die Herstellung von Tofu geht auf das 2. Jh. vor Chr. in China zurück.
Die Anzahl der Vegetarier und Veganer steigt, dieser
Veränderung passt sich auch die Industrie an und erhöht das Angebot. Veganer
sind keine Exoten mehr und auf sie ausgerichtete Produkte sind vielen eine Hilfe
zum Einstieg, sozusagen eine Brückentechnologie. Auch sind viele nicht
vegetarisch oder vegan erzogen worden, so dass viele mit dem Geschmack der Fleischprodukte aufgewachsen sind und in dieser Zeit gelernt haben ihn zu mögen und teilweise auch zu lieben; genau das aber ist dann eine Hürde beim Umstieg. Womit die Lösung folgend Fleisch ohne Fleisch wäre/ist. Eine Wurst aus Seitan ist nur dann ein
Fleischersatzprodukt, wenn ich es auch als solches begreife. Da die
vegetarische oder vegane Küche aber nicht aus Ersatzessen besteht und Seitan-Würstchen,
Cashew-Käse, Bratlinge, veganes Mett usw auch selbst herzustellen sind, ist die
Diskussion, ob man den Produkten Namen tierischer Produkte gibt in meinen Augen
irrelevant.
Zu Wurst wurde früher schon alles kleingehackt, was sich
nicht verkaufen lies und dann in einen Darm gedrückt.
Etymologisch geht das Wort auf das 11. Jahrhundert zurück und bedeutet so viel wie „wirren“, so dass von „Gemengsel“ auszugehen ist. Das ist bei einer
vegetarischen/veganen Wurst nicht anderes. Auch hier wird Brät in eine Hülle
aus Pflanzenfasern gepresst. Wurst heißt also nicht Wurst, weil sie mal ein
Schwein war, sondern weil jemand das Produkt nach dem Herstellungsprozess
benannt hat. Und Schnitzel war ursprünglich lediglich ein abgeschnittenes Stück Obst. Es wurde erst später zu einem Fleischstück.
Der Mensch sucht und findet in seinem Handeln immer nach
einem Sinn für Alles und Jeden. Nicht immer sind sogenannte Ersatzprodukte
industriell gefertigt. Wozu soll man aber nach optischer und sprachlicher
Abgrenzung streben, wenn die bereits bestehende Form schon einen ausreichenden Sinn hat?
Ich möchte weder eine rosa-eingefärbte Wurst noch ein Steak in quadratischer Blockform
konsumieren. Zumal das Anbraten in
diesem Fall recht anstrengend wäre. Ersatzprodukte erfüllen also einen
psychologischen Aspekt und mindern Tierleid. Da lässt sich ja eigentlich schon fast die
Gegenfrage stellen: Wie sollen unsere Produkte denn geformt und benannt werden,
damit Ihr Omnis nicht mehr auf sie
hereinfallt?
Übrigens, ich muss hier auf meine Würste genauso aufpassen als wenn sie aus Fleisch wären ;)
Lieben Gruß
=)
Übrigens, ich muss hier auf meine Würste genauso aufpassen als wenn sie aus Fleisch wären ;)
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