Mittwoch, 2. Oktober 2013

Respekt und Toleranz - Wie viel Menschlichkeit tragen wir in uns?

"In keiner Weise dürfen wir uns dazu bewegen lassen, die Stimme der Menschlichkeit in uns zum Schweigen bringen zu wollen. Das Mitfühlen mit allen Geschöpfen ist es, was den Menschen erst wirklich zum Menschen macht." (Albert Schweitzer)

Jeder, der vegetarisch oder vegan lebt, wird es kennen. Das Gespräch läuft angenehm, aber dann erwähnt man irgendwann beiläufig das man so lebt oder wird beim Essen darauf angesprochen und schon wird man in eine Schublade gesteckt. Man wird nicht mehr als normaler Mensch gesehen, sondern als Freak, Dogmatiker oder einfach als unnormal/seltsam. Je nach Charakter des Gegenübers bekommt man nun von angeblich lustig gemeinten Seitenhieben bis hin zu interessierten Fragen alles angeboten. Bei mir ging es unter anderem so weit, dass ich bei einem Adventskaffee eine etwas lautere Auseinandersetzung mit meinem Onkel hatte. Als er erfahren hatte, dass in einigen Kekse (nämlich denen von mir gebackenen) weder Milch, Eier oder Butter enthalten waren, musste ich mir anhören warum ich "diesen Scheiß" immernoch mache. Das wäre total unnormal und meine Ärztin hätte mir schließlich davon abgeraten. Mal abgesehen davon, dass ich nicht weiß, woher er weiß was meine Hausärztin angeblich gesagt haben soll, verstehe ich nicht, wie sich Menschen dermaßen auf den Fuß getreten fühlen können. Einfach nur, weil sie auf andere Menschen treffen, die anders sind. So anders, dass sie es offenbar nicht akzeptieren können. 

Natürlich gibt es auf beiden Seiten Menschen, die Probleme in den Bereichen Toleranz und Akzeptanz aufweisen. Aber ist dies eine Begründung für miese Sprüche und Pöbeleien? Menschen wenden sich aus ganz verschiedenen Gründen der vegetarischen oder veganen Lebensweise zu. Aber besonders der ethisch/moralisch bedingte Zweig äußert sich gerne zu diesem Thema. Gerade auch, weil die Tiere, die sie nicht (weiter) ausbeuten möchten, sich selbst nicht äußern können. Diese Menschen sind, wenn man so will, die Stimme der Stimmlosen. Ihre Meinung äußern sie durch ihren Lebenstil und dem, was sie anderen Menschen erzählen. Eigentlich geht jeder so vor. Jeder lebt so, wie er es für richtig hält und teilt das auch mit. Natürlich gibt es dabei auch ein paar übereifrige Vertreter. Die gibt es auf beiden Seiten. Aber rechtfertigt das dieses pöbelnde Verhalten?

Wald im Nebel

Ein Moralaposten mit erhobenen Zeigefinger stößt schnell auf Widerstand. Niemand lässt sich gerne sagen, dass seine Weltsicht verkehrt ist. Aber, wenn ich etwas für falsch erachte, was soll ich dann machen? Wenn ein Kind vor meinen Augen geschlagen wird, soll ich weiter zusehen und denken: "Es ist ja nicht mein Kind." Nach der Devise leben: "Naja, ich würd das jetzt nicht mit meinem Kind machen, aber wenn Du Dein Kind so prügeln willst akzeptiere ich das natürlich, jeder lebt halt so wie er will!?" Oder soll ich denjenigen von seiner Tat abhalten? Wenn ein Tier vor meinen Augen oder in meinem Wissen missbraucht, misshandelt, gequält wird, soll ich weiter zusehen und denken: "Es ist ja nur ein Tier." Oder soll ich versuchen wenigstens durch meine Lebensweise dieses Verhalten so wenig wie möglich zu fördern? Tiere werden in unvorstellbaren Mengen gequält und getötet, damit wir sie gedankenlos konsumieren können. Ich weiß, dass einige diesen Vergleich so nicht akzeptieren können. Für sie ist ein Kind ein Mensch und ein Tier nur ein Tier. Ihrer Ansicht nach steht ein Mensch über dem Tier. Wir sind sozusagen die Herrscher. Eine Sicht, die ich noch nie nachvollziehen konnte.

Biologisch gesehen stehen wir alle auf einer Stufe. Ohne unsere Kultur ständen wir sogar noch weit unter einigen Tieren. Die immer wieder versuchten Alleinstellungsmerkmal lösen sich nach und nach auf. Einst hieß es, der Mensch definiert sich unter anderem durch bewussten Werkzeuggebrauch, Sprache oder ein Ich-Bewusstsein. Es ist längst nachgewiesen, dass es dafür genüngen Beispiele im Tierreich gibt. Affen und Vögel verwenden Werkzeuge, Erdmnännchen kennen je nach Art des Feindes verschiedene Alarmlaute, Delfine haben den Test zum Ich-Bewusstsein ohne Probleme bestanden. Der einzig greifbare Unterschied zwischen Mensch und Tier ist doch eigentlich nur, dass wir die Zeit verstehen. Wir können vom Gestern, Heute oder Morgen reden. Wir können langfristig planen und darauf aufbauen. Auf dieser Grundlage hat sich nach und nach das entwickelt, was wir heute "Kultur" nennen. Aber rein vom biologischen Standpunkt betrachtet sind wir immernoch gleich. Wir haben alle ein Zentrales Nervensystem in verschiedener Ausprägung, wir fühlen Schmerz, möchten ein glückliches Leben. Möchten leben.

Sonnenblume

Warum soll dann ein Menschenleben mehr wert sein als ein Tierleben? Kinder und Tiere benötigen unseren Schutz gleichermaßen, da sie ihre möglichen Peinigern oft schutzlos ausgeliefert sind. In der heutigen Gesellschaft ist Gewalt gegen Kinder mittlerweile eine Straftat und wird von der Allgemeinheit auch nicht mehr akzeptiert. Vor nicht allzulanger Zeit, war es dagegen noch normal, dass Eltern ihren Kindern schlugen. Dazu sagte niemand etwas, denn "eins hinter die Löffel bekommen" hatte schließlich noch niemanden etwas geschadet. Natürlich sollten Tiere nicht vermenschlicht werden. Sie sind, obwohl uns doch so ähnlich, jeweils eine eigenständige Art/Rasse/Persönlichkeit. Aber bedeutet das, dass der Mensch damit das Recht hat sich selbst über andere Lebewesen zu stellen? Hat er damit das Recht diese anderen Lebewesen wie es ihm gefällt auszubeuten? Sie nur noch als Profit und nicht mehr als Lebewesen zu sehen?

Ein ethisch/moralisch motivierter Veganer sieht sich in einer Welt, in der Gewalt an den Schutzlosen ein normaler Punkt auf der Tagesordnung ist. Sein Ziel ist es darauf aufmerksam zu machen. Das Leid sichtbar zu machen. Es gibt Menschen, die demonstrieren gegen Atomkraft. Es gibt Menschen, die demonstrieren gegen Datenspeicherung. Es gibt Menschen, die demonstrierten gegen eine Mauer mitten im Land. Es gibt Menschen, die demonstrieren gegen die Misshandlung der Tiere. Nach den Demonstrationen möchten sie aber größtenteils einfach "normal" leben. Es gibt schließlich noch andere Themen auf der Welt mit denen man sich noch beschäftigen muss/will. Ständig anzuecken und alles zu hinterfragen ist unbequem. Vor allem für die, die gerne die rosa Brille tragen. Aber können sie wirklich Menschen dafür verachten, dass diese für eine Sache, hinter der sie stehen, an die sie glauben, die in ihren Augen Unrecht ist, kämpfen?

Der Weg der emotionalen Anklage, den einige Vegetarier/Veganer gerne einschlagen, hat zwar einen guten Ausgangspunkt, erreicht aber leider nur sehr selten das was er soll. Viel zu oft wird er vom Gegenüber als Anklage verstanden, auf die natürlich mit entsprechendem Abwehrverhalten und Trotz reagiert wird. Der an den Tag gelegte missionarische Eifer wirkt dann oft befremdlich. Und der Angesprochen weigert sich dann auch oft das Thema durch gezieltes Nachdenken zu vertiefen. Ich halte es aber für sehr wichtige sein Gegenüber zum Nachdenken zu bringen, denn nur so kann er seinen eigenen Standpunkt hinterfragen und dann auch ändern. Sich als Veganer auf "normale" Gespräche einzulassen bedeutete aber, immer wieder die selben Fragen zu hören. Wo bekommst Du Deine Proteine her? Was isst Du überhaupt noch? Hast Du noch keinen Eisenmangel? ... Man kann sich noch so oft vornehmen immer brav und ausführlich die Fragen zu bewantworten, wenn man zum hundersten Mal die gleiche Frage gestellt bekommt muss man einfach die Augen verdrehen.

Rostocker Rosengarten im Herbst

Wie bereits schon oben erwähnt, gibt es aber auch einige fleischessende Menschen, die sich offenbar von vegetarisch oder vegan lebenden Menschen allein durch ihre Existenz angegeriffen fühlen. Ich persönlich habe bereits mehrmals erleben "dürfen", wie zum Beispiel bei einem Grillfest mir eine Bratwurst mit "Hmmm ... Schau mal wie lecker die aussieht!" direkt unter die Nase gehalten wurde und dann ganz demonstrativ langsam davon abgebissen wurde. Fleischesser können sich nicht davon freisprechen ebenfalls missionierende Wege einzuschlagen. Aus irgendeinem Grund fühlen sich auch immer mindestens einer von ihnen dazu genötigt sich zu rechtfertigen, mich anzugehen, warum ich denn gerade Fleisch essen sollte oder all das aufzuzählen, an dem ich seiner Meinung nach erkranken werde. Das interessante dabei ist, wenn ich direkter nachfrage, was mir denn genau fehlen sollte, offenbart sich, dass kaum einer von ihnen wirklich Ahnung von zum Beispiel Nährstoffen hat. Sie machen sich Sorgen über meinen Vitamin-D-Haushalt oder Proteinaufnahme, wissen aber nichts über Herkunft, Vorkommen und Wirkung.

Was bringt es uns eigentlich, wie zwei ausgewachsene Mufflonböcke die Köpfe immer wieder gegeneinander zu schlagen? Beide Seiten sollten aufeinander zu gehen. Nicht-Veganer sollten einfach mal ausprobieren, wie vielseitig und schmackhaft veganes Essen ist und Vegetarier/Veganer sollten weniger "Moralaposten" spielen, sondern einfach zeigen, das vegan weder kompliziert ist noch ein Leben mit Einschränkungen bedeutet.


schönen Gruß
=)

Freitag, 27. September 2013

Ein Tag im Ozeaneum in Stralsund

Im vergangenen Post habe ich Euch vom Stoffmarkt in der letzten Woche erzählt. Am selben Tag fuhren wir auch noch nach Stralsund um uns endlich das dortige Ozeaneum anzuschauen. Dabei handelt es sich um ein riesiges Naturkundemuseum, das ganz dem Thema "Meer" gewidmet ist. Der Komplex mit seinen 8.700 qm Ausstellungsfläche liegt dabei auch noch auf der Hafeninsel, so dass man aus dem Fenster schauen und direkt auf die Ostsee blicken kann. Eine wirklich sehr gelungene Verbindung wie ich finde.

Aber auch im Ozeaneum gibt es viel Wasser zu sehen in den unzähligen verschiedenen Aquarien, das größte davon, das Schwarmfischbecken, beeinhaltet unglaubliche 2,6 mio. Liter Wasser auf einer Grundfläche von 300 qm. Die Fische lassen sich durch eine 10x5 m Panoramascheibe bestaunen. Aber auch die anderen Aquarien lassen sich nicht gerade als klein bezeichnen, denn sie fassen zwischen mehreren hundert bis hin zu 200.000 Liter Wasser und sind oftmals bis zu vier Meter tief. (Und wer keine Fische mag, kann sich oben auf dem Dach auch noch die Pinguinanlage anschauen ;) )
Insgesamt wird man bei seinem Besuch vom Stralsunder Hafenbecken über die Nordsee bis ganz hin zum kalten Nordpolarmeer geführt. Und dabei kann man auch die Lebensräume des Boddens bis zum Atlantik kennenlernen. Ihr seht schon, dass die ganze Ausstellung sehr umfangreich ist und für einen Besuch sollte man schon ein paar Stunden einplanen.

Stralsund ist eine kleine, süße Stadt mit ungefähr 60.000 Einwohnern direkt am Strelasund und wird oft als "Tor zur Insel Rügen" bezeichnet. Auch gehört es zur UNESCO-Weltkulturerbeliste. Ihr seht, selbst die Stadt ist schon einen Besuch wert, was Ihr auch auf diesem Relief sehen könnt:

Stadtplan Stralsund

Im Ozeaneum dann beginnt der Rundgang auch gleich mit einer Rolltreppenfahrt. Dabei ist das keine normale Rolltreppe, sondern eine Art "Einstimmung".  Sie ist nämlich genauso lang wie ein Blauwal. Mir kam das am Anfang gar nicht so lang vor, aber auf der Treppe dann habe ich bemerkt, dass diese Rolltreppe wesentlich länger ist als zum Beispiel die gewohnte Länge aus diversen Kaufhäusern.

Eingang ins Ozeaneum

Insgesamt wird der Besucher durch eine rote Linie auf dem Boden durch die Ausstellung geführt, so dass man auch wirklich alles sieht und nicht irgendwie unkoordiniert durch die Gegend läuft. Was ich ja manchmal ganz gut kann. In den ersten paar recht großen Räumen erfährt man zuerst einmal viel über die ganze Theorie. Wasserkreislauf, Plattenschieberei, Salzgehalt, Tierwelt und eben alle das. Und natürlich auch, wie könnte es anders sein, auf Schautafeln, die oft mit Filmen unterstützt werden.

Schautafeln im Ozeaneum

Aber es gibt nicht nur was zu lesen, sondern auch viele richtig gut gemachte optische "Lernhilfen" wie zum Beispiele Reliefe. Ich wußte zwar, dass die Ostsee vor Finnland recht tief ist und unsere Schweinswale sich besonders dort gerne aufhalten, aber bisher hatte ich noch keine richtige Vorstellung davon, wie tief eigentlich recht tief ist. Da kam mir dann natürlich das Tiefenrelief der Ostsee gerade sehr richtig.

Reflief der Ostsee

Das Foto wurde von der finnischen Seite aus gemacht, Ihr schaut also auf die deutsche Küste. Allein die Tiefe um Gotland finde ich total beeindruckend. Die Insel ist praktisch umgeben von Tiefe. Bei Bornholm ist es genauso. Wenn man das so sieht, bekomme zumindest ich das Gefühl, als müsste man nur einen Schritt von der Insel machen und würde sofort wie ein kleiner Flaschenteufel ab in die Tiefe fahren. Natürlich ist das ganze in der realen Situation viel größer und geht nicht so plötzlich so stark ineinander über. Aber allein der Gedanke ist schon sehr beeindruckend.
Nach dem ganzen theoretischen Lernzeugs konnten wir uns dann die Aquarien anschauen. Diese sind wirklich sehr schön gestaltet. Die Gänge sind nur schwach beleuchtete um sich ganz auf die Fische konzentrieren zu können und nicht ständig von Reflexionen geärgert zu werden. Oftmals gibt es auch Sitzmöglichkeiten, so dass man das ganze Gewusel eine Weile auf sich wirken lassen kann. Ich persönlich brauchte dieses Zeit vor dem Heringsbecken. Da wuselten Unmengen der kleinen Fische im Strom herum, obwohl, so klein waren die gar nicht mehr. Und dank der dezenten Beleuchtung konnte ich auch sehr gut erkennen, warum der Hering im Volksmund hier auch das Silber der Meere genannt wird. Der Schwarm bewegt sich so schnell, dass es kaum möglich ist ein ruhiges Foto zu machen, zudem ich die Tiere auch ohne Blitz fotografiert habe. Wer will schon den ganzen Tag angeblitzt werden?

Heringsschwarm im Ozeaneum

Sehr beeindruckend war für mich der Tunnel. Es waren zwar nur eine handvoll Meter, aber ich hatte mir schon lange mal gewünscht, durch so einen Tunnel zu gehen. Das ist ein Gefühl als würde man einfach so durch das Aquarium gehen und die Fische können über einen drüberschwimmen und auch die Lichtreflexionen von der Oberfläche sind es wert sie mal einen Augenblick auf sich einwirken zu lassen. Natürlich bekommt man vom Fisch keine wirklichen Einzelheiten mehr aufs Bild, wenn man ohne Blitz und gegen das Oberflächenlicht fotografiert, aber ich denke die Stimmung ist dabei wichtiger. Irgendwie sieht der Fisch aus dieser Perspektive aus wie ein trächtiges Guppyweibchen, dabei ist er/sie mindestens einen halben Meter lang. Wenn nicht sogar länger.

Fisch

Was mich auch sehr beeindruckt hat waren die Themenbecken. Es gibt ein Becken, in dem der Gezeitenwechsel innerhalb von 30 min nachgestellt wird (wobei ich aus der Satzkonstruktion nicht schlau wurde, ob nun die Ebbe 30 min benötigt oder Ebbe und Flut zusammen 30 min) und es gibt ein Becken, in dem die Brandung zum Beispiel an Seebrücken nachgestellt wird. Regelmäßig wird in diesem Becken auf der linken Seite ein Schub Extrawasser in das Becken gegeben, so wie Wellen eben. Die Fische in diesem Becken lassen sich davon nicht stören, die sind die Ruhe in Person, ähm, Fisch ;)

Brandungsbecken

Neben den vielen großen Becken gibt es natürlich auch ein paar kleine Becken. Wenn es vielleicht auch gerade zwei Hände voll waren. Aber auch sie sind sehr schön eingerichtet und dadurch, dass kein direktes und hartes Licht verwendet wird, genauso interessant wie die großen Becken.

kleines Aquarienbecken

Und da Fische alleine natürlich nicht gut Informationen verteilen können, gibt es natürlich auch weiterhin noch die eine oder andere Informationsecke mit vielen interessanten Stücken. So zum Beipiel mit "eingelegten" Tieren:

Exponate aus dem Meer

Ich glaube, so einer großen Krabbe möchte ich nicht in der Ostsee begegnen. Auch, wenn die wohl nicht unbedingt angriffslustig und gefährlich sein mögen, so stelle ich mir das Gefühl an den Beinen nicht angenehm vor. Wenn das Tierchen dann versucht aus der Reichweite des Menschen zu gelangen und dabei meine Beine streift ...

kleines Aquarienbecken

Neben den kleinen Fischen gibt es auch ein paar kleinere Becken für die Seesternchen. Die gehen in den größeren Becken ja leider viel zu oft unter oder sind so versteckt, dass man sie gar nicht sehen kann. Mir persönlich gefallen die größeren Sterne bessern. Sie erinnern mich eher an Sterne.
Wer von den Fischen und Sternen eine Weile genug hat, kann sich auf das Dach flüchten. Von dort kann man eine wunderbare Sicht über die Stadt bewundern.  

Kirche in Stralsund

Neben der wunderschönen Aussicht gibt es auf dem Dach aber auch noch die Pinguine. Ich habe sie zuerst gerochen und dann gesehen, aber das war kein unangenehmer Geruch. Nicht so stinkend wie man es aus manchen Zoos kennt, es war eher so ein "hm, es riecht nach Pinguinen"-Geruch ^^ Und eigentlich sind die kleinen Kerlchen ja auch total putzig.

Pinguin

Kurz vor dem Ende kommt dann auch endlich das schon am Anfang erwähnte riesige Becken mit den 2,6 mio Litern. Die Menge hört sich ja schon wahnsinnig viel an, aber wenn man dann davorsteht ist es einfach umwerfend. In dem Becken sind eine ganze Menge großer Fische untergebracht, sogar Makrelenschwärme die auch lustige ihre Runden ziehen.

Fische



Makrelenschwarm im Ozeaneum

Als letztes vor dem Ausgang gibt es dann noch die lebensgroßen Wale. An der Decke hängen ein Pottwal, ein Blauwal, zwei Buckelwale, ein Orka und ein paar Fische wie Mondfisch (der englisch übrigens Sunfish genannt wird) etc. Es gab dort eine Menge Liegen, auf denen man sich bequem hinfletzen und einem Vortrag über die Wale lauschen konnte. Dabei ist das Licht an der Decke so gestaltet worden, dass man den Eindruck bekommt, man wäre unter Wasser. So wird das alles viel plastischer.

Blauwal (von unten)

Pottwal und Riesenkalamar

Dieser Blogpost ist wirklich recht lang geworden, ich hoffe, Ihr habt trotzdem durchgehalten. Eigentlich habe ich noch soviele Bilder, die ich hätte hier einbringen können, aber dann wäre der Post wohl doppelt so lang.

schönen Gruß
=)

Mittwoch, 25. September 2013

Stoffmarkt - Willst Du nähen, oder was?

In der verganenen Woche fand bei uns auf dem Neuen Markt der erste Stoffmarkt statt. Beinah hätte ich ihn auch noch verpasst, da die Werbung dafür absolut spärtlich war. Eigentlich kann man auch sagen, sie war gar nicht vorhanden. Erfahren habe ich es nur durch meine Schwester, die es von einer Freundin ihrer Schwägerin aus Hamburg erfahren hat, also über die sprichwörtlichen drei Ecken.

Der Markt war an einem Freitag von 9 bis 17 Uhr geplant. Ich nahm an, dass es an einem Wochentag nicht wirklich voll sein wird und man in Ruhe sich die Auswahl anschauen können. Tja, da hab ich etwas falsch gedacht, denn die Leute fielen in Horden dort ein. Besonders ältere Damen, die darüber redeten, dass früher alles besser war und die Stoffe ihnen zu teuer sind und die Muster sind zu modern und so weiter. Und dann die jungen Damen, die, man muss schon sagen rudelweise oft auch noch mit mehreren Kinderwägen an den Ständen standen. Dort wurde dann darüber debattiert was sie zu nähen planten und was sie dafür für Stoff bräuchten. 10 cm davon und 20 cm davon, vielleicht auch mal einen Meter davon. Meine Freude könnt Ihr Euch sicherlich vorstellen.

Ich habe natürlich auch direkt nach Stoffen mit Katzenmotiven Ausschau gehalten. Leider gab es massenweise Eulen, aber nicht mal eine handvoll kätzische Motive. Der hier gefiel mir am besten, war aber leider mit 14 Euro pro Meter nicht gerade preiswert.

Stoff mit Katzenmotiv


Ich muss ja gestehen, dass ich, obwohl ich schon längere Zeit eine Nähmaschine habe, immer noch absoluter Anfänger bin und gerade Nähte nicht so wirklich in mein Repertoire gehören. Dementsprechend schaute ich mir die vielen verschiedenen Stoffe nicht mit der Option der Verwendung an, sondern ich erfreute mich an den oftmals süß gehaltenen Mustern.  Und so ganz konnte ich mich mit dem Kaufen auch nicht zurückhalten. Immer in der Hoffnung natürlich, dass ich irgendwann mal eine gerade Naht aus dem sprichwörtlichen Handgelenk schaffe. Die Meterpreise waren, im Gegensatz zu den Aussgen der älteren Damen, wirklich annehmbar. Ab 6 Euro bis hoch zu fast 20 Euro, aber der größte Teil lag zwischen 6 und 10 Euro, also auf jeden Fall günstiger als in den Ladengeschäften.

Stoffballen

Mir persönlich gefielen solche Stoffe am besten, die zwar ein Muster hatten, aber keine Figürchen oder ähnlichen Krimskrams zeigten. Simple einheitliche Muster. Der Umfang der einzelnen Ballen nahm an einigen Stellen sehr schnell ab. Besonders auch, wenn man sich die Ballen des oberen Bildes anschaut und dann die des unteren.

Rot in Variationen

Ich bin mal gespannt, ob der Markt nächstes Jahr wieder bei uns in der Stadt ist und ob ich dann irgendwo Werbung entdecken kann. Aber auf jeden Fall habe ich mir vorgenommen bis dahin wenigstens eine halbe gerade Naht hinzubekommen und mir etwas auszudenken, was ich nähen kann. Das ist ja das größte Problem, ich weiß nicht, was ich machen soll. Legt mir eine Häkelnadel und Wolle in die Hand - ich hab sofort Ideen und kann sofort loslegen. Beim Nähen aber steh ich mir irgendwie selbst im Weg und überlege immer recht lange, was man denn da machen könnte. Hat da jemand eine Anfängeridee? ^^

Einige der Stände haben sogar ihre Rückwände zum Bewerben der Stoffe genutzt:

Stoff wohin man schaut

Der schöne Schmetterlingsstoff aus dem vorherigen Bild in Großaufnahme:

Schmetterlinge und Blumen

Um das fertig genähte Stück zu verschönern wurde ebenfalls eine beinah schon unübersichtliche Menge an Kordeln und Bändchen angeboten.

Bänder, Borten, Nähgarn

Wo es Platz für Stoffe gibt, gibt es natürlich auch Platz für alles mögliche was man sonst noch brauchen kann. Nähmaschinengarn in unzähligen Farben und Abstufungen gab es ebenfalls zu kaufen.

Nährgarn soweit man schaut

Und noch viel mehr Garn, sowie unzählige Kordeln und Bändchen.

Nähmaschinengarne

Manche Stoffe hatten zwar ein recht buntes Muster und widersprechen einwenig meiner obrigene Aussage, gefielen mir aber dennoch sehr gut.Wie zum Beispiel diese hier:

Blumen und Herzen

Es gab einen Stand, an dem gab es nur Bändchen. Unzählige, mit ganz verschiedenen Mustern, Farben, Größen ... Ich muss gestehen, dass ich mir da einwenig verloren vorkam, weil die Auswahl einfach fast schon unübersichtlich war.

viele, viele Bänder

Und oftmals hatten Bändchen zwar das selbe Muster, aber die Grundfarbe war verschieden. Was die Möglichkeiten der Variation natürlich noch vergrößert.

Bänder

Natürlich war viel auf Kinder ausgelegt, schließlich waren junge Mütter eine der gewünschten Zielgruppen.

Bändchen

Und wo kein Bändchen mehr hilft, da hilft vielleicht einfach mal ein Knopf.

Die Welt der Knöpfe

Natürlich kann man nicht nur Babyjäckchen und kleine Taschen nähen, auch Gardienen und Übergangsjacken stehen offenbar hoch im Kurs. Dazu benötigt man entspechend dicken Stoff:

Stoffballen

 Obwohl die Sonne schien und stellenweise ohne Sonnenbrille fast nichts ging, gab es bereits die ersten weihnachtlichen Ausläufer zu spüren. Neben Lebkuchen in den Läden nun auch schon kleine Engel in der Luft. Vielleicht könnte Ihr jetzt nachvollziehen, dass ich stellenweise mit einer leichten Reizüberflutung zu kämpfen hatte. Stände mit meterlangen Tischen auf den etagenweise die unterschiedlichsten Stoffballen lagen.

fliegende Engel

schönen Gruß
=)

Mittwoch, 18. September 2013

Projekt Bye Bye - Woche 8 und 9 - Daten, Daten, Daten

Es gibt auch Sachen, die nicht physisch sind. So wie die unzähligen Datein auf ebenso unzähligen Speichermedien. Neben den normalen Dingen habe ich nun auch begonnen mal meinen Computer aufzuräumen. Es gibt immer größere Festplatten, Flashspeicher und andere Speichermedien, aber mit der wachsenden Größe wächst auch die Anzahl der Dateien, die man darauf speichern kann. Aber auch im Internet gibt es so unzähige viele interessante Seiten und Möglichkeiten.

Bisher habe ich die immer in dem Ordner "noch anschauen" als Lesezeichen abgelegt. Aber mit der Zeit wuchs der Ordner immer weiter an, denn wer hat schon wirklich die Zeit all das anzuschauen, was ihn interessiert oder mal interessiert hat? Deswegen heißt es immer öfter "Das werde ich später machen ..." - aber, wenn dieses Später einmal da ist, dann gibt es schon längst genug aktuelles und neues Zeug, das dann auch interessanter ist, weil es vielleicht moderner ist. Es wird also später immer etwas anderes geben und so fand ich es wichtige, mir den Ordner mal an einem bestimmten Stichtag vorzunehmen. Ich habe die Lesezeichen und gespeicherten Daten entweder abgearbeitet oder aussortiert. Dafür steht auch der Ordner bei #061.

Und wo ich schonmal im Aufräummodus war, habe ich mir auch gleich mal meinen Twitteraccount vorgenommen (# 062). Gerade die Listen sind für mich bei Twitter sehr verführerisch. Im Laufe der Zeit hatte ich mir 6 Listen angelegt mit über 30 "Mitgliedern". Eine hatte sogar über 70.  Da habe ich auch einfach mal radikal aussortiert, auf drei Listen mit maximal 25 Mitgliedern. Dazu kommt dann noch die normale Timeline. Vielleicht lösche ich eine der Listen in nächste Zeit eventuell auch noch. Sehr interessant ist dabei, dass ich nichts vermisse. Einiges ist mir egal geworden und ich fühle mich nicht mehr unter Druck zu lesen, zu sehen, zu verstehen. 


Gleich danach habe ich mich auf meine YouTube-Kanäle (# 058) gestürzt. Mit meinen beiden Kanälen hatte ich 137 Youtuber abonniert und auch hier habe ich gelöscht und gelöscht. Am Ende hab ich knapp über die Hälfte der Abos gekündigt und habe nun nur noch 65. Wie oft ist mir wohl schon ein interessantes Video in der Aboliste abhanden gekommen, nur weil ich es im Wust der anderen Videos nicht gesehen habe? Und mal ganz ehrlich, wer hat Zeit sich all die Videos von 137 Usern anzuschauen? Und das regelmäßig? Wann habt Ihr eigentlich mal einen Blick in Eure Aboliste geworfen? Kennt Ihr wirklich noch jeden darin? 

Natürlich sind neben den ganzen Datenkram auch normal physische Sachen dem aktuellen Projekt zum Opfer gefallen. So wurden die Katzenstäbchen (# 055) ganz einfach von Oskar aufgefuttert. Und weg waren sie ;) Und die Cremetuben von # 060 stehen nur als Beispiel. Ich habe einige Cremes endlich mal aufgebraucht, primär für eine Stelle am Bein, an der ich mir nach einem Sturz eine Erfierung der Stufe 2 eingehandelt hatte. Die Haut war dort immer sehr trocken und hatte eine rötliche Verfärbung. Mit dem Aufbrauchen der ganzen Cremes konnte ich die Stelle zumindest etwas mehr pflegen.


Viel Spaß hat Einstein und mir auch das Umtopfen gemacht (# 063). Die große Minze ist mir dieses Jahr mal vom Balkon gefallen und hatte einen leichten Schlag weg. Die kleine Minze hat sich einfach so im vergangenen Jahr in meinem Schnittlauchtopf selbst gesäht. Und zu allem Überfluss war diese Topf dann auch runtergefallen und zerbrochen. Während ich die Pflanzen trennte und in ihre neuen Töpfe setze, kam bei Einstein wieder der Maulwurf durch. Sofern er irgendwo Sand sieht, sei es meine Schale mit Strandsand oder eben der Sack mit der Blumenerde, muss er buddeln. Vielleicht fasziniert ihn der nachrutschende Sand, aber er muss buddeln. Mein armer Schnittlauch ist durch die ganze Prozedur etwas arg mitgenommen worden und hat seine grüne Halme hängen lassen. Als Folge habe ich sie oben an einem Stab zusammengebunden. Und nun hoffe ich, dass die frische Erde, eine Portion Wasser und ein Schuss Dünger den drei Pflänzchen wohl bekommt.


schönen Gruß
=)

Freitag, 13. September 2013

7. Lichtklangnacht in Rostock

Bei uns gab es vor einer Weile wieder einmal die Lichtklangnacht im großen IGA-Park. Der Andrang war riesig, man konnte nirgends alleine sein, überall waren Menschen. Manchmal sogar richtige Menschenmassen. Das mag auch daran gelegen haben, dass sie dieses Jahr mit gut 6.000 Besuchern einen neuen Rekord aufgestellt haben. Das Wetter war perfekt, wenn auch etwas kühl (zum Schluss hin waren es um die 12°C). Natürlich lies ich es mir nicht nehmen, meine Kamera samt Stativ mitzunehmen. Wenn mit Licht und Farben gespielt wird, gibt es immer schöne Fotos

Ich fand es einwenig seltsam, wie viele Menschen ich gesehen habe, die mit richtig guten Kameras herumgelaufen sind. Natürlich am Gurt quer über den Körper gehängt, so wie man es aus den Lehrbüchern weiß. Und auch fleißig am fotografieren ab und an. Was mich aber daran verwundert, ist nicht nur die hohe Anzahl - kaum jemand lief mit einer Kompaktkamera herum, entweder Smartphone oder DSLR - sondern auch, die Stativlosigkeit. Ich glaube, ich habe lediglich eine handvoll Fotografen mit Stativen gesehen. Wenn man bedenkt, dass die Lichtklangnacht gegen 19 Uhr startete und dann bis ungefähr 23:30 Uhr ging und, dass die Sonne schon gegen 20:30 Uhr unterging, verwundert mich das. Da fällt doch jedem auf, dass man nicht wirklich lange von Hand fotografieren kann. Und die schönen farbigen Lichter eigentlich gar nicht, denn mit Belichtungszeiten von 1/250 kommen Farbspiel und Ausmaß gar nicht zur Geltung.

Ihr merkt schon, ich hab mich an diesen Leuten etwas festgebissen. Eine ältere Frau stand an einer Station auch neben mir, fotografierte x-mal von Hand in Automatikeinstellung und war dann verwundert, dass alle Bilder nichts wurden und verwackelt waren. Das ist mir irgendwie unverständlich. Wenn man keine Ahnung von der Materie hat, warum kauft man sich dann eine ausgereifte DSLR oder Bridge, deren ganze Bandbreite man gar nicht benutzen kann? Nur, weil es cooler aussieht?  Es wird mir wohl auf ewig ein Mysterium bleiben. Ich habe Euch nun aber genug zugetextet, jetzt bekommt Ihr endlich auch ein paar Bilder zu sehen :)


Wie immer gab es auch ein musikalisches Programm. Dieses Mal war es eine Zitterpartie, denn die beiden (Gitarre und Querflöte) fuhren mit dem "Floß" aufs Wasser. Das ganze war so instabil und schwankte ständig, dass ein falscher Schritt zum Kentern geführt hätte ^^


Auch die Kinder hatten mit den Leuchtstäben ihren Spaß. Mit den großen roten Stäben spielten sie Star Wars nach. 


Früh übt sich, wer später ein Jedi werden will ;)


Unter den Bäumen standen Strahler, deren Licht regelmäßig die Farbe änderte.  Mit längeren Belichtungszeiten habe ich auch noch versucht, die Menschen größtenteils wegzuzaubern.


Aber nicht nur Bäume wurden angestrahlt. Wenn man schon an der Küste ist, kann man doch auch gleich die Schiffe anstrahlen. Naja, jedenfalls das Traditionsschiff Typ Frieden. Neben vielen Punkten, Strichen und sonstigen Formen wurde es auch als Leinwand für Kurzfilme verwendet. 


Einer der gezeigten Kurzfilme.


Es gab auch dieses Jahr wieder die Lasershow im Wald. Leider konnte ich sie dieses Jahr nicht so genießen, da meine Schwester sich eine Aufführung anschauen wollte und wenn man mich alleine dort ausgesetzt hätte, hätte ich wohl erst am nächsten Morgen den Ausgang gefunden. Wie sagte meine Schwester: Orientierungssinn wie ein totes Pferd (Zumindest im Dunkeln ^^) Aber für ein paar Bilder hat die Zeit trotzdem gereicht. :)

 
Mit unterschiedlichen Lasern werden ganz verschiedenen Farben und Formen produziert, die dann in der Schwärze des Waldes einfach umwerfend aussehen. Das Gesamtwerk lässt sich mit einer Kamera gar nicht einfangen.

 
 

Am Hauptzelt stehen jedes Jahr eine Reihe aus farbigen Würfeln. Dieses Jahr habe ich sie endlich auch farbig fotografieren können. Ansonsten waren die Würfel auf meinen Bildern immer weiß, aber ein lieber Freund hat mich darauf gebracht, mal die Belichtungszeit radikal zu kürzen. Und voilà!


schönen Gruß
=)

Montag, 9. September 2013

Mehr Mut zu Konflikten!

Seit längerer Zeit fällt mir immer wieder eine seltsame Entwicklung bei manchen Menschen auf. Wenn man sich "wagt" sie konstruktiv zu kritisieren, reagieren sie nicht mit dem Versuch der Annahme der Kritik, sondern mit einem Versuch sich rauszureden. Bei manchen folgt sofort ein reflexartig erscheinendes "Ja, aber ...."  Aber auch wenn Probleme anstehen, reagieren viele eher ausweichend. Sowohl zur Annahme als auch zur klärenden Auseinandersetzung braucht man Mut. Sich daraus entwickelnde schwelende Konflikte können sonst mitunter recht unangenehm und zu einer destruktiven Spirale werden.

Natürlich meine ich damit keine vorwurfsvolle Dramatisierung des anstehende Problems. Schuldzuweisungen und verdeckte Bestrafungsaktionen bringen niemanden weiter, sondern verschärfen die gesamte Situation lediglich. Aber warum ist es, jedenfalls in meinem Umfeld, den Menschen offenbar immer weniger möglich Konflikte auf der Sachebene zu klären? Und zwar so, dass am Ende eine kreative und gemeinsame Lösungssuche steht, deren Ergebnis auch umgesetzt werden kann. Stattdessen empfinden viele Kritik immer öfter als ungerechtfertigt, als Angriff auf die eigene Person, sehen in ihr lediglich grundlose Beschuldigungen oder fühlen sich brüskiert und bevormundet. Sie richten eine automatisierte Mauer um sich herum. Wo liegt der Grundstein dieser Mauer?  Und warum möchten sie eine, in ihren Augen, perfekte menschliche Blase sein? 

Auf der anderen Seite sprechen diese Menschen eigene Probleme offenbar seltener direkt an. Jedenfalls mit den Menschen, mit denen sie die Probleme haben. Stattdessen wird lieber der Austausch mit (unbeteiligten) Dritten vorgezogen. Dies fällt mir persönlich auch gerade im Internet auf, wo alles, auch der nächste Gesprächspartner, nur einen Klick entfernt ist. Das Internet wird zu einer Art sozialen Labor. Aber zwischenmenschliche Kommunikation ist nach meinem Verständnis ein sozialer Prozess, zu dem auch ganz selbstverständlich Probleme und Missverständnisse gehören. In einer Welt, die sich immer weiter darauf konzentriert den Menschen nicht als Menschen, sondern als Human-Ressource zu sehen, entwickelt sich auch der Mensch immer weiter zu einer kleinen Insel. Bleibt dabei die Konfliktfähigkeit auf der Strecke? Sind die heutigen Menschen aufgrund des hohen Anpassungsdrucks nicht mehr mutig genug ihre Probleme direkt zu klären? Also ohne Vorwürfe, Schuldzuweisungen und all diesem Zeug?

Flucht war schon immer einfacher als klärende Handlungsweisen. Auch das Zusammschließen zum sogenannten "Club der moralisch Überlegenden" war schon immer sehr einfach. Ist es dabei wirklich so schwer zu agieren, anstatt nur zu reagieren? Was bringt es, die Schuld für die mangelhafte Kommunikation seinem Gegenüber zuzuschieben und sich im Anschluss den nächsten Partner zu suchen? Um es nochmal klarzustellen, ich rede hier von gerechtfertigter, konstruktiver Kritik. Nicht von irgendwelchen unsachlichen Vorwürfen. In der heutigen Zeit wird immer mehr von den sozialen Kompetenzen gesprochen und davon, wie wichtig sie gerade im Zusammenleben sind. Für mich gehört Kritikfähigkeit ebenfalls zu den sozialen Kompetenzen und stellt damit einen wichtigen Punkt des zwischenmenschlichen Handelns dar.

Selbst meine Katzen sind in der Lage ihre Konflikte direkt auszutragen, anstatt sich bei mir über den jeweils anderen zu beklagen. Wenn die Katzencouch von einem belegt ist, legt sich der nächste nicht, wie es bei vielen selbstverständlich wäre, dazu und es beginnt ein Kuschelreigen. Nein. Die Couch ist natürlich nur groß genug für eine Katze. Es entsteht also ein Problem zwischen ihnen - und das wird sofort geklärt ...



Nun springt mal öfter über Euren eigenen Schatten und schafft das eine oder andere Problem aus der Welt. Die Welt wird es Euch danke. Auch werdet Ihr weniger haben, das Euch bedrückt und über das Ihr Euch aufregen müsst. Die Welt wird insgesamt leichter und fröhlicher werden, wenn Ihr vorher den Mut aufbringt, Störenfriede direkt anzusprechen und Probleme zu klären :)

schönen Gruß
=)