Samstag, 7. Dezember 2013

Nelson Mandela und die namenlosen Fremden

Am 05. Dezember ist Nelson Mandela, ein Anti-Apartheit-Kämpfer und Politiker, verstorben und die Welt befindet sich offenbar in einer Art Schockzustand zur Zeit. Mandela war 95 Jahre alt und hatte seit dem Sommer mit einer Lungenentzündung und deren Folgen zu kämpfen. Auch wenn es vielleicht nicht schön ist, aber jeder Mensch stirbt irgendwann. Nelson Mandela wurde 1918 geboren, studierte Jura, eröffnete die erste schwarze Anwaltskanzlei, aufgrund seiner politischen Aktivitäten gegen die Apartheit wurde er mehrfach verbannt und verhaftet. Allerdings darf man nicht davon ausgehen, dass der Präsident des Afrikanischen Nationalkongresses ANC, (1991-1997) und der erste schwarze Staatspräsident von Südafrika (1994-1999), der aufgrund von demokratischen Wahlen gewählt wurde, immer so friedlich war.

1960/61 absolvierte er eine militärische Ausbildung in Angola, in deren Folge er auch an Anschlägen auf Regierungsbehörden und Wirtschaftsunternehmen beteiligt war. 1964 wurde er aufgrund insgesamt 221 (Terror)Anschlägen, die er nicht bestritt, und Hochverrats, den er bestritt, zu lebenslanger Haft verurteilt. 1980 rief Mandela zum bewaffneten Kampf gegen das Apartheit-Regime auf. 1990 wurde Mandela begnadigt und antwortete, auf seine Vergangenheit angesprochen: "Zum Terroristen wird man nur durch Fehlschläge. Gelungene Terrorakte führen ins Reich der legitimen Macht." 1993 erhielt er den Friedensnobelpreis und wurde 1994 als Staatspräsident vereidigt. Ohne Frage ein interssanter Lebenslauf, bei dem man nicht übersehen sollte, dass Mandela wiederholt zum bewaffneten Kampf aufgerufen hat.  


Ich möchte keineswegs die vielen Erfolge Mandelas schlechtreden, denn er hat in seinem Leben wirklich sehr viel Großes geleistet und viele bemerkenswerte Ziele erreicht. Sein Tod ruft weltweite Bestürzung und Trauer hervor. An vielen Orten gibt es eine Kultur des Gedenkens und der Andachtreden, manche Fahnen hängen sogar auf Halbmast. Was aber ist mit all den Menschen, die unerkannt sterben? Wird der Wert eines Menschen nun lediglich an seinen Leistungen gemessen? Was ist dann mit denen, die nicht in der Lage sind, warum auch immer, Großes zu leisten? War nicht auch ein Ansatz Mandels, dass alle Menschen im Grunde gleich sind?

Wenn nun so eine Betroffenheit und Trauer über den Tod Mandelas herrscht, warum reagieren die Staatsoberhäupter und all die Trauernden nicht genauso bei all den anderen Menschen, die an Hunger, Gewalt, Krieg oder einfach am Alter sterben? Diese Menschen haben vielleicht nichts so Aufsehenerregendes wie Mandela erschaffen, aber sie haben vielleicht ihr ganzes Leben lang brav gearbeitet, oder wurden gezwungen aus ihrem Land zu fliehen oder wurden vielleicht sogar Opfer eines Verbrechens. Stattdessen wird für Mandela, einen einzigen Menschen, eine Trauerfeier mit unzähligen Staatsoberhäuptern der ganzen Welt abgehalten.


Warum fand so eine Trauerfeier nicht schon für all die toten Flüchtlinge statt, die im Mittelmeer ertrunken sind? Zu diesem Thema wird einmal eine kurze Betroffenheit gezeigt, eine Woche darüber geredet und schon wird es wieder vergessen. Millionen Syrier sind auf der Flucht, darunter mindestens drei Millionen Kinder, die in der Regel oft schreckliches durchgemacht haben. Deutschland hat sich nun durchgerungen weitere 5.000 syrische Flüchtlinge aufzunehmen. Also insgesamt 10.000. Millionen sind betroffen und das bevölkerungsreichste Land der EU nimmt nach langem Ringen lediglich 10.000 Flüchtlinge auf. Natürlich ist Deutschland nicht die Mutter der Welt und muss sich nicht um all die ungerecht Behandelten kümmern, aber wer auf der einen Seite so bestürzt auf den Tod eines Friedenskämpfers reagiert, sollte auf der anderen Seite auch zum Frieden der Menschen beitragen und ihnen helfen. Wie auch immer.

Aber auch in Deutschland gibt es einige Menschen, die unsere Hilfe dringend nötig haben. Seien es die Obdachlosen, die nun gerade im Winter besondere Fürsorge brauchen, oder Menschen, die ihre Familie gerade so ernähren können und vielleicht trotz Vollzeitarbeit noch aufstocken müssen. Anstatt jetzt lange betroffen nach Südafrika zu schauen, sollten wir uns den Lebenden zuwenden und uns um ihr Leid kümmern. Wenn nur ein Teil derjenigen, die jetzt ihre Betroffenheit über den Tod Mandelas äußern, sich an Aktionen wie Jeder gibt was er kann, Brot für die Welt, SOS-Kinderdorf oder Kinderprojekt Arche beteiligen würden, würde die Welt schon etwas heller erstrahlen. Bei uns im Globus-Markt steht zum Beispiel momentan eine Gitterbox, in welche man verpackte Weihnachtsgeschenke für Kinder aus mittellosen Familien in der Region legen kann. Aber auch die Tierheime und die Tiertafel sowie viele andere regional wirkende Tierschutzprojekte freuen sich über jede Spende. Und mal ehrlich, eine Portion Tierfutter fällt den meisten von uns beim Einkauf doch finanziell gesehen gar nicht auf. Doch in der Menge füllen sie leicht die häufig herumstehenden Sammelboxen der regionalen Tierheime auf und entlasten die immer schmaler werdenden finanziellen Mittel dieser Vereine. Und wenn wir alle ein wenig helfen würden, würden wir uns im Sinne Mandelas verhalten und ihm stärker unsere Ehre erweisen, als mit einer sauber ausgearbeiteten Trauerrede.


Ich persönlich halte mich zu diesem Thema an ein Zitat von Desmond Mpilo Tutu, einem südafrikanischen Erzbischof und Friedensnobelpreisträger:

„Wenn du dich in Situationen der Ungerechtigkeit neutral verhältst, hast du dich auf die Seite des Unterdrückers gestellt.“

schönen Gruß
=)

(PS: Seht Ihr die Links eigentlich farbig oder, wie bei mir gerade, überhaupt nicht?)

1 Kommentar:

  1. (Links sehe ich nicht. Zumindest nicht in Farbe.
    Meine Maus hab ich zwar mal kurz über den Text gleiten lassen, aber zum Anklicken war nichts zu sehen.)

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