Sonntag, 15. Dezember 2013

Gedanken zum dritten Advent

Heute, am dritte Advent, sind wir eigentlich mitten drin. In der besinnlichen Zeit. Draußen ist es ungemütlich und viel zu oft dunkel, also verlagern wir unser Leben lieber gerne nach drinnen. Dort kann man gemütlich mit einer Tasse Tee oder Kaffee auf der Couch lümmeln oder endlich mal das Buch lesen, für das man im aktiven Sommer keine Zeit hatte. So eigentlich der Gedanke. Aber oft kommt es leider anders als geplant, denn Weihnachten, das große christliche Familienfest, kommt mal wieder ganz plötzlich mit großen Schritten auf uns zu. Und ebenso plötzlich fällt uns ein, dass wir noch Geschenke besorgen müssen, um in Stimmung zu kommen müssen wir auch noch dekorieren, und backen sowieso. Und dann gibt es da noch die vielen Weihnachtsfeiern, so denen man vielleicht auch noch gehen sollte. Für  Besinnlichkeit ist in diesem Berg von Aufgaben nur selten ein Plätzchen frei.

In den Supermärkten werden wir schon seit dem Sommer mit Lebkuchen und Spekulatius bedrängt. Auch erschallen aus vielen Ecken momentan Spendenaufrufe für Mensch und Tier. Ich frage mich dann immer, wie viel Elend und Leid es eigentlich auf der Welt gibt. Und warum hat dies eigentlich nie ein Ende? Wir spenden, achten auf unseren Konsum und Nachhaltigkeit, aber pünktlich zur Weihnachtszeit sind sie wieder da, die Spendenaufrufe. Bei uns durch die Innenstadt läuft seit Jahren ein Mann, der auf einer offenbar festen Strecke im regelmäßigen Rhythmus die Leute mit "N bisschen Kleingeld für'n armen Mann?" anredet und beim Fragen auch, meiner Ansicht nach, recht dicht an die Menschen herantritt. Betteln ist in Deutschland nicht verboten, allerdings mag ich es nicht so von ihm bedrängt zu werden. Es gibt ja bestimmte Distanzzonen, an die wir uns im Umgang mit anderen Menschen instinktiv halten, und wenn in diese jemand eindringt, weil er vielleicht nicht mal mehr auf Armeslänge von uns entfernt steht, dann fühle zumindest ich mich bedrängt. Eine Zeit liefen bei uns auch mehrere Frauen, vom Äußeren her aus Südeuropa, durch die Innenstadt und wollten einem aus der Hand lesen. Sie kamen genauso dicht heran und versuchten die Menschen in ein Gespräch zu verwickeln.

die heiligen drei Könige

Gerade in der Weihnachtszeit ist der christliche Gedanke der Menschlichkeit und Nächstenliebe wieder verstärkt vorhanden. Diese Jahreszeit wird zur Zeit des Helfens und der Spenden. Manchmal bekomme zumindest ich aber den Eindruck, dass einige Menschen versuchen sich durch ein Spende moralisch freizukaufen. Sie geben einwenig Geld an Bedürftige und durch diesen Akt erschaffen sie eine emotionale Befriedigung ihres Gewissens. Es fängt bei Postkarten aus Stadtteilwerkstätten an und geht bis hin zu Geldspenden an die Caritas oder das Rote Kreuz. Sind wir Weltmeister im Spenden und gleichzeitig Weltmeister des schlechten Gewissens? Für mich persönlich ist es ein wichtiger Punkt, wie man mit der Spende umgeht. Erzähle ich es umher oder behalte ich es für mich? Im zweiten Fall handelt es sich für mich um eine "ehrliche" Spende. Um etwas, was man des Gebens wegen macht und nicht aufgrund der eigenen Befriedigung nach.

Und von dem Geld, welches nicht gespendet wurde, gehen die meisten Menschen zur Zeit shoppen. Um für einen zu beschenkenden Menschen das dritte Parfum oder die sechste DVD zu erwerben. Mal abgesehen davon, ist es nicht immer eine Wohltat sich in die Massenaufläufe zu stürzen, die sich regelmäßig kurz vor Weihnachten in den Einkaufszentren bilden. Unzählige "Kleinigkeiten" werden erworben, von denen, seien wir doch mal ehrlich, nicht gerade wenige nach Weihnachten nach und nach in Schubladen, Schränken oder Ecken landen. Wäre es da nicht besser, mal etwas mit Persönlichkeit zu verschenken? Wie zum Beispiel etwas, was man selbst "erschaffen" hat, also genäht, gehäkelt, gebacken oder auch einfach nur ein Fotobuch mit den Fotos des letzten Urlaubs. Oder einen Zeit-Gutschein, mit dem die beschenkte Person einen ganzen Nachmittag vielleicht mit dem Schenkenden verbringen kann oder für ein besonderes Erlebnis. Oder eine Patenschaft für ein Tier auf einem Gnadenhof. Oder eine selbstbemalte Tasse, Fotopuzzel, Badesalz, Pralinen, Kräuteröle ... Es gibt so viele Geschenke, denen man eine persönliche Note verleihen kann, ohne sich dafür in den nachmittäglichen Kaufrausch in einem Einkaufszentrum stürzen zu müssen.

Stern von Bethlehem

Und während der Herstellung könnten wir es uns mit einem heißen Tee auf der Couch gemütlich machen, eine alte CD mal wieder hören und uns am stetigen Wachstum des Geschenks freuen. Auch wird man mit solch einem Geschenk selten Gefahr laufen, dass der Beschenkte es vielleicht schon hat oder gar doppelt zu Weihnachten bekommt. Ich glaube, eine Ursache des alljährlichen Kaufrauschs ist auch die Loslösung des Festes von seinen Wurzeln. Deutschland wird zwar immer als ein christliches Land bezeichnet, aber wie viele der Menschen, die hier Weihnachten feiern, sind überhaupt Christen? Und wie viele feiern Weihnachten, weil es medial zu dem Fest aufgebauscht wird? Die Krippe mit dem Kind ist sicherlich das meistgemalte christliche Motiv und unzählige Menschen gehen am Heiligen Abend zu den Gottesdiensten. Trotzdem ist Weihnachten nicht das wichtigste christliche Fest. Dies ist weiterhin Ostern, ein Fest, an dem Gott mit der Auferweckung Jesus seine Göttlichkeit bestätigt hat. Menschen, die das ganze Jahr nichts mit dem Christentum zu tun hatten, besinnen sich momentan auf ein Fest, zu dem ihnen oftmals der spirituelle Bezug fehlt. In der Folge bauscht sich Weihnachten immer mehr zu einem riesen Fest des Konsums auf, bei dem die Adventskalender mancher schon so viel kosten, wie bei anderen die kompletten Geschenke für den Heiligen Abend.

Weihnachtspyramide

Warum verschenkt man das, was man verschenkt? Warum verschenkt man es gerade an Weihnachten und nicht zum Geburtstag oder einfach mal so zwischendurch? Was sieht man selbst in Weihnachten? Fragen über Fragen, die man sich einmal in einer ruhigen Minute stellen soll und deren Antworten zwar scheinbar schnell kommen, aber diese zu hinterfragen sich offenbar die wenigsten trauen.

schönen Gruß und einen besinnlichen dritten Advent
=)








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