Samstag, 8. September 2012

6. Lichtklangnacht in Rostock

Im August fand in Rostock die sechste Lichtklangnacht auf dem Gelände des ehemaligen IGA-Parks statt. Eine ursprüngliche Naturlandschaft auf rund 100 Hektar, teilweise auch am Wasser liegend. Durch Zufall habe ich eine der Freikarten bekommen und hatte erst einmal keine Ahnung, auf was ich mich da überhaupt einlasse. Bunte Lichter in der Nacht. Aha. Kann ich aber auch in jeder Großstadt haben. Oder in einem YouTube-Film über New York. Neugierig wie ich bin, habe ich gleich mal im Internet geschaut, ob es eine Seite dazu gibt. Die Bilder dort zur Lichtkunst haben mich dann endgültig überzeugt, mich am folgenden Abend auf den Weg zu machen. Als meine Mutter und ich ankamen war es noch hell. Da diese Lichtklangnacht unter dem Thema „Zauberflöten – nichts ist wie es scheint“ stand, begann die Nacht auch mit einem Auszug der Norddeutschen Philharmonie aus Mozarts berühmter Oper von 1791. Da ich Theateraufführungen und Opern mag, war das natürlich ein gelungener Einstieg.

Aufführung der Zauberflöte

Danach ging es dann los. Immer dem Rundgang nach. Obwohl, eigentlich wollte ich nicht wie die anderen Massen systematisch von Punkt eins zu Punkt zwei traben. Ich mag diese Massenwanderungen nicht so, also gingen wir erst einmal in eine andere Richtung, um dann, seltsamerweise, doch im Wanderstrom zu landen. Ich dachte, dass wäre auf einer so großen Fläche nicht möglich. Aber vielleicht lag es daran, dass es eben einige vorbereitete Punkte gab und es den Besucher eben immer wieder dort hin zieht. Egal aus welcher Richtung. Der IGA-Park liegt auch an der Warnow. Dort gab es den frisch restaurierten Schwimmkran Langer Heinrich und das Betonschiff Capella zu sehen. Der Kran wurde 1905 bis 1978 in Rostock und Danzig zur Hafenarbeit eingesetzt und ist ab 1980 ein Museeumsexponat. Mit seiner Größe passt er natürlich in kein Gebäude und so 'muss' er weiter herumschwimmen. Wen die technischen Daten wie Tiefgang, Verdrängung und so weiter interessieren kann mal einen Blick in den Artikel bei Wikipedia werfen. Das Betonschiff ist ebenfalls ein interessantes Objekt. Während der zwei Weltkriege wurde aufgrund der Stahlknappheit mit anderen Materialien für den Schiffbau experimentiert und dieses Schiff ist ein Resultat dieser Arbeit. Die Capella wurde 1944 als Rohbau fertiggestellt, aber nicht weiter ausgebaut. In den folgenden Jahren diente als Lagerkahn und ist seit 1988 ebenfalls ein Museumsexponat. Wenn ich mich richtig erinnere, ist es das einzige Betonschiff dieser Größe.

Schwimmkran Langer Heinrich und Betonschiff Capella

Weg vom Wasser. Ab in den Wald. Leider war es noch zu hell um die Lasershow wirklich genießen zu können. Mit unterschiedlichen Farblaser und mehreren Nebelmaschinen entstanden zwischen den Bäumen skurrile Landschaften. Manche sahen aus wie Wasser, das am nach und nach ans Ufer schwabbt. Andere sahen aus wie große Kartons, die sich zusammenfalteten oder hatten Ähnlichkeiten mit einem überdimensionalen Sofa. Leider kann man das auf den Bildern nicht so wirklich sehen.

Lasershow 01

Da die Lichtklangnacht ein Lichtkunstfest war bzw. ist, gab es natürlich noch viel mehr zu sehen. Überall waren einzelne Bäume oder ganze Baumreihen von Strahlern mit wechselnden Farbenspiel beleuchtet. Das hatte stellenweise schon etwas gruseliges. War aus der Ferne aber eine sehr interessanter Effekt, zumal so auch die Bäume gekennzeichnet waren, an denen Lautsprecher angebracht waren. Im Vorfeld waren nämlich mit einigen Kindern altersgerechte Texte über die Zauberflöte eingesprochen worden. So erklärten die kleinen Stimmen, die scheinbar aus dem Baum oder Gesträuch kamen den Inhalt der Oper in Kinderworten. Ich finde, so etwas müsste öfter unternommen werden um diese Musik den jüngeren Generationen näher zu bringen. Aber sicher wäre das auch ein guter Einstieg für so manchen Erwachsenen, klagen sie doch oft, dass sie während einer Oper den Sänger nicht verstehen. Entweder singen die dann noch in italienisch oder so klassisch, dass für das ungeübte Wort nur eine Klangmasse zu vernehmen ist.

leuchtende Bäume 01

Im IGA-Park stehen noch die einen oder anderen Gartenbauten von 2003, so auch der chinesische Garten. Das Eingangstor und der gesamte Garten gehörten ebenfalls zu den angestrahlten Objekten. In dem chinesischen Häuschen fand, als es noch heller war, ein Flötenkonzert und eine Zaubereraufführung statt. Mich faszinierte dabei der komplette Halbmond. Als hätte man ihn genau in der Mitte durchgeschnitten. Das passt sehr schön zum asiatischen Flair des Gartens, es fehlten nur ein paar Lampions. Irgendwie gehören die bei mir zu einem asiatischen Garten dazu, aber vielleicht habe ich auch nur zu viele Anime gesehen. (Und die stammen ja bekanntlich aus Japan)

chinesisches Tor

chinesischer Garten

Als es dann dunkler war, war auch die Lasershow viel besser. Dann, ohne Licht, waren die Formen strukturierter und klarer. Es waren so viele Menschen im Wald um sich die Show anzuschauen, so dass ich keine freie, also menschenfreie, Sicht auf die Laser hatte. Eigentlich mag ich keine Menschen auf meinen Bildern, aber dieses Mal ging es nicht anders. Ich finde aber, dadurch, dass sie eigentlich nur Schatten sind, sind sie zu einem Stilmittel geworden.

Lasershow 02

Lasershow 03

Als wir die Runde hinter uns hatten, gingen wir wieder zur Parkbühne zurück. Dort, wo am Anfang Fragmente der Zauberflöte aufgeführt wurden, sollte der Abend nach fünf Stunden auch Enden. Mit einem Konzert der Timskis. Ungebremste Spielfreude aus Rostock und eine wunderbare Live-Band irgendwo zwischen Folk, Chanson und Klezmer. Und obwohl ich den ganzen Abend mehrere Stunden zu Fuß unterwegs war, konnte ich bei dieser Musik nicht stillstehen. Die Musik ist so eingängig, da muss man einfach mitwippen.

leuchtende Bäume 02

Leuchtwürfel

Timskis

Die Würfel waren eigentlich bunt. Aber irgendwie hat meine Kamera es nicht hinbekommen, diese Farben auch so aufzunehmen. Etwas kann man die Farben noch erkennen – weiß, blau, gelb, rot – aber nur sehr vage. Die Würfel hatten die Form von riesigen Kanistern, aber ihr Sinn und Zweck blieb mir verborgen. Außer, dass sie schön anzusehen waren. Vielleicht waren sie auch einfach nur dafür da.

1 Kommentar:

  1. Das sieht echt toll aus!
    In Kleve (da hab ich mal 2 Jahre gewohnt) gab es in einem großen Park auch jährlich so ein Fest (Lichterfest) mit Fackeln, Feuer, chinesischen Lampions überall und später dann auch eine Lasershow und ein Feuerwerk. Und Kölner Lichter ist ja auch sowas ähnliches.

    Die Bilder mit dem roten und dem blauen Laserlicht, in welchem sich die Silhouetten der Menschen abzeichnen, finde ich am schönsten :)

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